Wer seid ihr?
Leander König-Kotzur(Co-Founder & Geschäftsführer von Minimum Energy): Wir sind Minimum Energy, ein interdisziplinäres Gründerteam – Felix, Stanley, Leon und ich –– vereint durch die Überzeugung, dass sich die Energiewende nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich rechnet. Was aber fehlt: eine Planung, die das schnell verständlich macht.
Felix, Stanley und ich haben lange Transformationsstrategien für die Bundesregierung gerechnet und viel zitierte Grundlagenforschung im Bereich der Energiesystemoptimierung geleistet und Leon ergänzt uns als erfahrener Unternehmer mit starkem Fokus auf Kommerzialisierung.
Über das große Bild ist die Wissenschaft sich einig – Photovoltaik, Wind, Batteriespeicher, Wärmepumpen, E-Mobilität, Flexibilisierung und irgendwann Wasserstoff – die Herausforderung ist es noch mehr Tempo in die Umsetzung zu bekommen und dort zählt die Summe der einzelnen Investitionsentscheidungen der Unternehmer und Investoren. Für unsere Kunden – Solarteure, EPC-Unternehmen, Speicherhersteller und Distributoren – ist dieser Punkt unmittelbar geschäftsrelevant. Sie benötigen eine Planung, die vom Business Case aus denkt und genau dafür haben wir unsere Plattform entwickelt: Sie verbindet mathematische Optimierung, maschinelles Lernen und energiewirtschaftliches Know-how und legt Batteriespeicher, Photovoltaik und Ladeinfrastruktur wirtschaftlich wie technisch sinnvoll individuell aus. Aus komplexer Technik wird so ein verständlicher Business Case – und aus Beratung ein echter Wettbewerbsvorteil.
Wer sind eure Kunden?
Unsere Kunden sind alle Marktakteure, die selbst grüne Energiesysteme auslegen und verkaufen – vom Batteriehersteller mit Direktvertrieb über den Großhändler mit technischen Services bis hin zum Solarteur oder EPC mit eigener Planung und Installation.
Welches Problem, welche Herausforderung haben eure Kunden?
Grüne Energiesysteme werden immer komplexer – die einfache Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlage war gestern. Heute entstehen Systeme, die auf verschiedenen Speichern, Photovoltaik, Wind, Flexibilitäten und Anreizen aus dem Strommarkt- und von den Netzbetreiber basieren. Genau hier stoßen viele Planer und Vertriebsteams an ihre Grenzen. Alleinig die Wirtschaftlichkeit eines einzelnen Gewerbespeichers hängt von mehreren Erlösquellen gleichzeitig ab – Peakshaving, atypische Netznutzung, dynamische Beschaffung, Graustrom-Arbitrage, oder das Verschieben der Einspeisung von Solarstrom zu Zeiten, wann er viel Wert ist. Welche Use Cases davon sinnvoll sind, ist individuell – und bestimmt, ob sich eine Anlage lohnt oder nicht. Richtig schwierig wird es, wenn das Ganze mit verschiedenen anderen Assets, wie intelligentem Laden, Wärmepumpen oder BHKWs kombiniert werden muss.
Welche Lösungen gibt es dafür bisher auf dem Markt?
Der Markt setzt heute auf klassische Tools: Excel, PV*Sol, oder andere Simulationssoftware. Diese Werkzeuge sind gut, aber sie modellieren meist nur einen Anwendungsfall – und nie den wirtschaftlich optimalen Betrieb über alle Anwendungsfälle hinweg. Dabei gilt längst: Photovoltaik, Speicher und Ladeinfrastruktur sind keine statischen Systeme mehr – sie werden dynamisch betrieben, um möglichst viele Erlösströme zu erschließen. Unsere Lösung bringt genau diese Optimierungslogik frühzeitig in die Planung – damit die Investition eine maximale Rendite bringt.
Start-up des Monats von pv magazine und Vireo Ventures

In Kooperation mit Vireo Ventures, einem Frühphasen-Investor für eine vollständig elektrifizierte Welt, präsentieren wir monatlich ein aufstrebendes Unternehmen, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Wir wollen aufzeigen, was die Visionen der Unternehmer sind, aber auch wo diese Start-ups heute stehen und wo es konkrete Möglichkeiten für Kooperationen gibt.
Wenn du Dein Start-up als Start-up des Monats präsentieren möchtest, fülle bitte den folgenden Fragebogen aus:
-> Zum Fragebogen
Du kannst uns auch per Email an pv magazine und Vireo kontaktieren:
-> Start-up-des-monats@vireo.vc
Wir freuen uns auch über für Rückmeldungen zu den vorgestellten Unternehmen, zu deren Fragen (siehe ganz unten) und zu unserer Auswahl an diese E-Mail-Adresse.
Hier finden Sie die bisherigen Start-up des Monats
Welche Lösung bietet ihr euren Kunden an und gibt es bei euch ein Alleinstellungsmerkmal?
Unsere Lösung nutzt dabei zwei zentrale Technologien:
- Mathematische Optimierung (Mixed Integer Linear Programming) – wie bei den guten Energy Management Systems und Vermarktern.
- KI-basierte Zeitreihenaggregation (Pattern Recognition): Im Gegensatz zu unseren Kollegen aus der Echtzeit, müssen wir den Betrieb nämlich nicht nur für ein paar Tage modellieren, sondern in Sekunden einen Lösungsraum mit über 500.000 Variablen über mehrere Jahre hinweg berücksichtigen – also Kombinationen aus Systemgrößen, Tarifmodellen, Lastgängen, Betriebsstrategien und Erlösquellen. Das Ganze läuft vollautomatisch im Hintergrund. Der Nutzer erhält ein intuitives Interface und kann flexibel verschiedene Komponenten und Szenarien durchspielen – mit validierten Business Cases in wenigen Klicks.
Wie geht man als Planer konkret vor?
Als Planer starte ich ein neues Projekt, indem ich die Adresse der Liegenschaft eingebe oder per Koordinaten auswähle. Die Plattform erzeugt daraufhin automatisch einen vollständigen Digital Twin: Dachflächen, Freiflächen, Wetterdaten, lokale Netzentgelte und relevante Preiszeitreihen werden ohne manuelle Arbeit geladen.
Im nächsten Schritt lade ich – wenn verfügbar – Lastprofile hoch (zum Beispiel 15-Minuten-Werte, Jahreslastgänge, Messdaten). Falls keine Daten vorliegen, kann ich interne Standardprofile oder KI-basierte Lastgangschätzungen nutzen. Die vorhanden Photovoltaik-Anlagen werden erfasst und für neue Anlagen kann ich zusätzlich Layout-Vorgaben machen, bestimmte Flächen sperren oder Mindest- oder Maximalgrößen definieren.
Sobald die Ausgangslage steht, übernimmt der Optimierer: Er berechnet die wirtschaftlich optimale Kombination aus Photovoltaik, Speicher und Ladeinfrastruktur – inklusive Dimensionierung, Betriebsstrategie und Multi-Use-Betrieb (Eigenverbrauch, Arbitrage, Peak-Shaving, Atypik und so weiter). Technische Limits wie Leistungskurven, Speicherzyklen, Lebensdauer oder Netzanschlussgrenzen werden dabei exakt berücksichtigt.
Als Ergebnis erhalte ich einen detaillierten Investitionsplan, Energiefluss-Simulationen, Wirtschaftlichkeitsprognose, CO₂-Bilanzen und Sensitivitäten. Mit einem Klick exportiere ich alles in einen strukturierten Powerpoint-Bericht im Corporate Design – ideal für Kundentermine oder interne Entscheidungsvorlagen. So entsteht aus wenigen Eingaben in Minuten ein vollständig optimiertes C&I-Projekt, das sonst Tage an Planung, Berechnung und Abstimmung kosten würde.
Wir sehen bei den gerechneten Projekte Amortisationsdauern zwischen zwei und zehn Jahren. Sie ist komplett individuell von der betrachteten Liegenschaft und dem Lösungsraum abhängig. Isolierte Use Cases, wie Eigenverbrauch, Beschaffungsoptimierung, Peakshaving lohnen sich für die Batterie in den seltensten Fällen.
Man kann bei Euch in der grafischen Oberfläche, in der man die einzelnen Geschäftsmodelle und Erlösströme auswählt, die in einem Projekt existieren, auch den Speicher ins Netz entladen lassen. Das heißt, ihr könnte auch berechnen, wie sich die Vermarktung des Solarstroms an der Strombörse über den Speicher rechnet? Gibt es schon Vermarkter, mit denen man das umsetzen kann?
Das können wir natürlich berechnen. Vorweg: Die reine Vermarktung von Photovoltaik-Strom über einen Grünstromspeicher lohnt sich nur, wenn der Speicher wirklich günstig ist. Dann lassen sich die Erlöse am Day-Ahead-Markt zwar schnell verdoppeln – aber der Effekt bleibt begrenzt. Der eigentliche „Gamechanger“ kam durch das Solarspitzengesetz und mehrere flankierende Anpassungen, von denen einige noch finalisiert werden müssen:
- Abgrenzungsoption für Mischspeicher (EEG §19 Abs. 3b), sodass Marktprämien trotz Zwischenspeicherung erhalte bleiben.
- Umlagebefreiung für zwischengespeicherten Arbitragestrom (EnFG §21)
- Netzentgeltbefreiung für zwischengespeicherten Arbitragestrom in Mischspeicher (ENWG §118 Abs. 6 Satz 3). Mit diesen Regelungen verdienen Mischspeicher deutlich mehr als reine Grünstromspeicher. Doch wirklich spannend wird es hinter dem Zähler. Dort lassen sich diese neuen Freiheiten kombinieren atypischer Netznutzung (§19 Abs. 2 StromNEV), klassischem Eigenverbrauch und dynamischer Beschaffungsoptimierung kombinieren.
Das Ergebnis: Der Behind-the-Meter-Speicher wird zu einer der lukrativsten Investmentoptionen im heutigen deutschen Energiemarkt. Nicht nur wegen der hohen Erlöse, sondern auch wegen der robusteren Renditeprognosen: Ein Multi-Use-Speicher hat mehrere Ertragsquellen und hängt nicht allein von volatilen Flexibilitätsmärkten ab – die ohnehin kurz davorstehen, durch die starke Investitionsdynamik zu überfüllen.
Die technische Integration ist komplex, aber der Markt bewegt sich schnell. Mehrere starke Akteure – etwa Be Storaged, Trawa, Neustrom, SE Trade oder Encentive – entwickeln Modelle, die Multi-Use-Speicher operativ skalierbar machen. Mit vielen sind wir bereits im Austausch, um direkte Schnittstellen zu realisieren. Der letzte Schlüssel für die breite Umsetzung sind die neuen Messkonzepte im Rahmen von Festlegung zur Marktintegration von Speichern und Ladepunkten (MiSpeL) der Bundesnetzagentur, die noch nicht abgeschlossen ist. Sie schafft die rechtlich belastbare Grundlage, damit diese Geschäftsmodelle im Betrieb praxistauglich ausgerollt werden können.
Gibt es bereits Nachweise, dass die Lösung funktioniert, und Referenzen? Wenn ja, welche?
Nachdem wir die Software Ende 2024 gemeinsam mit Stabl Energy zur Marktreife gebracht haben, konnten wir in 2025 namhafte Kunden gewinnen – darunter Maxsolar, 1Punkt5, B&W Energy, Goldbeck Solar und Juno Solar, die beispielsweise Batteriespeicher bei Bestandskunden nachrüsten. Weitere Kunden sind ads-tec, Seine Batterien und Distributoren wie Acondistec. Die Projekte zeigen: Unsere Lösung funktioniert – sie spart Zeit, erhöht die Abschlussrate und liefert greifbare wirtschaftliche Vorteile.
Inwiefern bringt diese Lösung die Energiewende voran?
Die Energiewende entscheidet sich im Vertrieb. Wer grüne Energie verkauft, muss belegen, dass sie sich lohnt. Genau das machen wir bei Minimum Energy möglich – schneller, fundierter, flexibler und skalierbar. In Deutschland wird noch immer zu stark in Opex (Öl, Gas, Netzbezug) gedacht. Wir helfen dabei, Investitionen in dezentrale Systeme als echten Business Case darzustellen. Denn grüne Energie ist längst die günstigste Energieform – wenn man sie richtig plant.
Wie seid ihr finanziert?
Wir sind aktuell eigenfinanziert (Bootstrapping) – und stolz darauf, in direkter Zusammenarbeit mit unseren Kunden zu wachsen.
Habt ihr Fragen an die Leser von pv magazine?
- Wie sehr betrachten Sie heute schon Mehrfachnutzungen von Speichern im Gewerbebereich?
- Wo stoßen Sie an Grenzen bei der Darstellung der Wirtschaftlichkeit gegenüber Ihren Kunden?
- Kommen Photovoltaik, Batterie und Ladeinfrastruktur schon heute ohne Förderung aus?
Bitte schicken Sie Ihre Fragen und Anmerkungen anÂStart-up-des-monats@vireo.vc (pv magazine und Vireo). Wir leiten Sie an unsere Gesprächspartner weiter.
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