Die Stromnetze in vielen europäischen Ländern sind mit Blick auf die Energiewende und die Veränderungen im Energiesystem ausbaubedürftig. Damit verbunden sind hohe Kosten. Eine Studie von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ISI und D-fine im Auftrag der Denkfabrik Agora Energiewende entstand, zeigt jedoch, dass eine koordinierte Netzplanung zwischen den Ländern ein erhebliches Einsparpotenzial bietet. Gleichzeitig entstünde ein resilientes Energiesystem.

Das Ergebnis der Analyse: indem die europäischen Länder ihre Infrastrukturplanungen integrieren und somit Investitionen optimieren, könnten die Kosten des Energiesystems zwischen 2030 und 2050 um mehr als 560 Milliarden Euro gesenkt werden. Diese Summe ergibt sich aus Effizienzgewinnen, da Investitionen dorthin gelenkt werden, wo sie den höchsten Nutzen haben. In diesem Fall wären auch weniger Reservekraftwerke nötig, was die Einsparungen auf 750 Milliarden Euro steigen ließe, so die Forscher vom Fraunhofer-IEG.

Mit integrierten Modellen lassen sich die wirksamsten Hebel für Investitionen und politische Entscheidungen finden, etwa im europäischen Netzausbau“, erklärte Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG und Mitautor der Studie. Die Analyse – basierend auf einer umfassenden Energiesystemmodellierung – gibt dabei auch Empfehlungen für eine robustere Infrastrukturplanung auf dem europäischen Weg zur Klimaneutralität. Dies geschieht im Vorfeld der Veröffentlichung des „Grids Package“ der Europäischen Kommission.

Auf Basis der Ergebnisse hat Agora Energiewende den Impuls „Designing energy infrastructure for a climate-neutral Europe. Solutions for cost-effective system development“ erstellt. „Gut koordinierte Planung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Investitionen dort fließen, wo sie den Einsatz sauberer Technologien wie Solar- und Windenergie und Batterien am besten unterstützen – und damit sichere und bezahlbare Energie liefern“, ergänzte Frauke Thies, Co-Direktorin Europa bei Agora Energiewende.

Zum Fraunhofer-Modell erklären die Forscher, dass sie mehrere Energieträger und geografische Ebenen für eine ganzheitliche Optimierung integriert haben. Dabei zeigen sich dann sektorübergreifende Synergien und Effizienzen, die in fragmentierten Planungsmethoden oft übersehen würden.

Für die Studie sind vier Szenarien untersucht worden und immer mit den zwei Dimensionen „sektorübergreifend versus sektoral“ und „europäische Optimierung versus nationale Ausrichtung“. Die Ergebnisse zeigen, das eine gemeinsame Planung den Bedarf an Erzeugungskapazitäten und Sektorkopplungstechnologien senken würde. Nach Angaben der Forscher würde ein integriertes Szenario 505 Gigawatt weniger Reservekapazität, 15 Prozent weniger Onshore-Windleistung und 9 Prozent weniger Wasserstoffelektrolyseleistung erfordern als ein stärker national ausgerichteter, sektoraler Ansatz. Alle Szenarien zeigten eine Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien, zugleich jedoch auch eine Priorität für Investitionen ins Stromnetz. In der Studie basiert dabei auf konservativen Annahmen für die Entwicklung der künftigen Stromnachfrage, so die Forscher.

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