„Ich mache mir wenig Sorgen um die Perspektive von Photovoltaik und Speichern“ – pv magazine Deutschland


Das aktuell alles beherrschende Thema sind große Batteriespeicher. Dies zeigte sich auch in großen Teilen der Veranstaltung in Berlin, auf der es viel darum ging, was es noch braucht, um die Energiewende zu vollenden. Den Schlüssel dafür sehen viele derzeit in Speichern.

25 Jahre ist das „Forum Solar plus“ in diesem Jahr alt. Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Veranstaltung als „Forum Solarpraxis“ vor einem Vierteljahrhundert in noch eher kleiner Runde gestartet ist, zwischenzeitlich als „Forum Neue Energiewelt“ firmierte und nun eben als Solar plus. Wobei das Plus viel größer geschrieben werden sollte, wie Energieexperte Tim Meyer in der Eröffnungssession am Dienstag betonte. Im Programm trägt Veranstalter Conexio dem durchaus Rechnung, denn am ersten Tag geht es viel um Batteriespeicher, KI oder auch Flexibilitäten in Industrie und Gewerbe.

Doch zurück zur Eröffnung. Dort erklärte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), es sei für Anfang nächsten Jahres ein Referentenentwurf für eine EEG-Novelle zu erwarten, der dann bis zur Sommerpause wohl auch durch den parlamentarischen Prozess laufen werde. „Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir um jeden Paragrafen kämpfen müssen“, sagte Körnig. Zum Glück sei die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) schon in trocknen Tüchern. Diese hatte der Bundestag am vergangenen Donnerstag verabschiedet, unter anderem mit der Privilegierung von Batteriespeichern im Außenbereich. Dies kam für viele Marktteilnehmer durchaus überraschend, und Rechtsanwalt Patrick Schulz von der Kanzlei Brahms Nebel zeigte sich in einer späteren Session auch noch nicht überzeugt, dass diese am Freitag wirklich verabschiedet wird. Dann steht die EnWG-Novelle beim Bundesrat auf der Tagesordnung und angesichts der vielen Länderverordnungen, die sich gegen eine Privilegierung sträuben, hält es Rechtsanwalt Schulz nicht für ausgeschlossen, dass die Länderkammer doch noch den Vermittlungsausschuss anruft.

Die Politik war in diesem Jahr auch vertreten. Mark Wimmer vom Bundeswirtschaftsministerium gab zwar keine genaueren Einblicke in die Pläne seiner Chefin Katherina Reiche (CDU), aber er wartete zumindest mit der Aussage auf: „Ich mache mir wenig Sorgen um die Perspektive von Photovoltaik und Speichern, auch wenn es aktuell etwas rumpeln mag.“ Wimmer verwies auf die rasante Entwicklung beim Photovoltaik-Zubau. Die installierte Leistung hat sich seit 2020 verdoppelt. „Dabei kam es dann zu Kollateraleffekten, die man so nicht erwartet hat“, sagt Wimmer weiter. Er bezieht das vor allem auf die ausgeprägten Stromspitzen und negativen Strompreisstunden. Doch die Politik habe dafür bereits die richtigen Weichen gestellt, so Wimmer. Er nannte das Solarspitzengesetz, aber auch die Mispel-Optionen zur Speichernutzung, die Steuerbarkeit von Anlagen oder auch flexible Netzanschlussvereinbarungen.

Zuversichtlich stimmte Wimmer, dass bei den kleinen Photovoltaik-Anlagen die Batteriespeicher bereits fast Standard seien. Bei den größeren Dachanlagen gebe es allerdings noch keinen Run auf Speicher, und auch bei den Freiflächenanlagen stecke die Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Die aktuellen Diskussionen zeigten jedoch, dass sie auch in diesem Segment auf dem Weg zum Standard sind, wie Wimmer sagte.

Doch nicht nur in Kombination, sondern auch als Stand-alone-Variante wird der Ausbau großer Batteriespeicher in Deutschland wichtig sein. Denn es braucht diese als Flexibilität im Netz. „Wir haben lange Zeit zu einseitig auf Erneuerbare gesetzt“, sagt Energiemarktexperte Tim Meyer von 3E Punkt zur Eröffnung. Und auch Carsten Körnig räumt ein, dass die Branche die Speicher wohl schneller hätte in die Skalierung ringen sollen. „Wir haben das Problem zwar gesehen, aber wir haben unsere eigene Kräfte für die Entwicklung, wie wir bei der Photovoltaik es geschafft haben, unterschätzt“, sagt er mit Blick auf die Kostendegression, die aktuell auch die Speicherbranche stark erfasst hat.

Doch es gibt auch bereits erste Stand-alone-Speicher am Netz. Diese können aktuell gutes Geld verdienen, wie die Analystinnen Charissa Irion von Entelios and Eva Zimmermann von Aurora Energy Research in ihren Vorträgen zeigten. Erfahrungen in der Praxis damit sammelt gerade Georg Gallmetzer, Chef von Eco Stor. Und in der Praxis ist es dann doch nicht immer so simpel wie in der Theorie, wie er an seinem Batteriespeicher mit mehr als 100 Megawatt im schleswig-holsteinischen Bollingstedt erklärt. Dort wird nun – mehr oder weniger – gemeinsam mit dem Netzbetreiber SH Netz nach einer Fahrweise für den Batteriespeicher gesucht, der beiden Seiten gerecht wird: also den Bedürfnissen der Netzbetreiber, aber auch denen der Speicherbetreiber. Denn immerhin handelt es sich bei den Großspeichern um privatwirtschaftliche Assets in Millionenhöhe, für die es keine Abfederung durch eine Förderung gibt. Gallmetzer empfiehlt allen, die auch in Speicher investieren wollen, in den Netzanschlussverträgen die erlaubten Fahrweisen für den Speicher genau festzuschreiben und deren Auswirkungen auf die Erlöse zu prüfen.

Kai Becker von Energy2market sieht dagegen die Grünstromspeicher als Gamechanger. Aus seiner Sicht braucht es noch Tolling und Floor, um Grünstromspeicher außerhalb der Innovationsausschreibung bankable zu machen. Doch dann, so ist er sicher, werden die Grünstromspeicher die Graustromspeicher beim Zubau überholen. Schon heute sieht er bei Nachrüstungen zu bestehenden Photovoltaik-Anlagen gute Rendite-Optionen mit den Speichern. Geteilt wird dies nicht von allen. Denn Analystin Zimmermann fragt, was der Business-Case für die Speicher im Winter sei, wenn die Sonne nicht scheint. Für die Nutzung dann als Graustromspeicher fehle es noch an Messkonzepten, sagt Zimmermann. Doch auch hier kommt politisch Bewegung rein, muss es jedoch auch um die künftig Batteriespeicher als flexiblen Wert zu definieren. Auf jeden Fall machten die Batteriespeicher einen großen Teil des aktuellen Plus auf dem Forum in Berlin aus, das auch am Mittwoch noch fortgesetzt wird.

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