Erneut bestimmen Wetter und Politik die europäischen Energiemärkte – pv magazine Deutschland


Wie bereits in den vergangenen Monaten haben auch in den letzten Wochen Wetter und Politik die Energiepreise beeinflusst. Und fast ebenso oft haben sich diese Faktoren gegenseitig ausgeglichen, sodass die Preise innerhalb relativ enger Bandbreiten schwankten.

Zunächst zur Stromseite: Nach einem heißen Juni kehrten die Temperaturen in Mittel- und Westeuropa im Juli auf normale Werte zurück. Dies ging zwar mit einer unterdurchschnittlichen Versorgung aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen einher, führte jedoch zu einer gewissen Erholung des Wasserhaushalts. Dadurch konnte die ordnungsgemäße Kühlung der Kernkraftwerke in Frankreich und der Schweiz wieder aufgenommen werden, wodurch die französische Kernstromerzeugung auf eines der höchsten Niveaus für diese Jahreszeit seit 2017 zurückkehrte. Im Gegensatz dazu stieg die thermische Stromerzeugung nur geringfügig an, da der Stromverbrauch in Europa auf dem Niveau von 2024 schwach blieb.

Auf der Seite der Gaskraftwerke setzte sich die schwache Nachfrage ebenfalls fort. Zusätzlich zu den genannten Faktoren und trotz der bereits starken Position gegenüber Steinkohle gelingt es dem industriellen Gasverbrauch nicht, sich in der derzeit schleppenden Wirtschaftslage zu erholen. Aufgrund dieser Entwicklung und der schrittweisen Steigerung der nordamerikanischen LNG-Exportkapazitäten verlief die Einspeicherung im Juli weiterhin stabil, wobei die EU ihr Vorratsdefizit gegenüber dem 5-Jahres-Durchschnitt von 100 auf 84 Terawattstunden Anfang August verringern konnten. Bemerkenswert ist, dass dies trotz zunehmender Importkonkurrenz aus Ägypten und der Ukraine sowie Phasen heissen Wetters in Japan geschah.

Die derzeit niedrigen Gasspeicherstände stellen jedoch weiterhin ein preistreibendes Risiko für den kommenden Winter dar. Um komfortable Vorräte für die Saison zu gewährleisten, ist Europa auf kontinuierlich verfügbare LNG-Lieferungen aus den USA angewiesen und kann sich keine Nachfragespitze im eigenen Land leisten. Daher reagiert der Markt weiterhin sehr empfindlich auf ungünstige Wetterentwicklungen. So würden beispielsweise heisse und trockene Wetterbedingungen in Europa die Stromerzeugung aus Kernkraft gefährden und Atlantikstürme könnten Risiken für die US-Energieexporte mit sich bringen.

Wenn wir über die Beziehungen zu den USA sprechen, kommen wir zum zweiten Höhepunkt des vergangenen Monats: den von der US-Regierung angekündigten Zollabkommen. Die europäischen Vereinbarungen zu US-Importzöllen – festgelegt auf 15 Prozent für die EU und 10 Prozent für Waren aus Großbritannien – haben zunächst für etwas Entlastung gesorgt. Dennoch bleibt die Unsicherheit groß, da die Abkommen weitere Aspekte beinhalten, wie etwa den Kauf von US-Energie im Wert von 750 Milliarden US-Dollar durch die EU über drei Jahre sowie die Zusage, bis 2029 insgesamt 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren. Alle EU-Mitgliedstaaten müssen dem Abkommen zustimmen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Drohung der USA, Käufer russischer Energie mit Sekundärzöllen zu belegen. Dies ließ die Gaspreise gegen Ende Juli steigen, verstärkt durch zeitweise höhere Ölpreise und das Risiko einer Verknappung der Energiemärkte.

Auch Anfang August besteht dieses Risiko weiterhin, da US-Präsident Donald Trump den Käufern von russischem Öl und anderen Gütern eine Frist bis Anfang dieses Monats gesetzt hat, um diese Käufe einzustellen. Es drohen andernfalls hohe Strafzölle. Zusammen mit den bereits erwähnten Wetterrisiken ist daher in diesem Monat mit weiteren Schwankungen der Energiepreise zu rechnen.

Andy Sommer, Axpo— Der Autor Andy Sommer ist seit 1992 als Analyst in der Energiebranche aktiv und bewertet seit 2008 für Axpo die globalen Märkte. Seit einigen Jahren führt er das Team „Fundamental Analysis & Modeling“, mit dem er für interne und externe Kunden Einschätzungen zu den Energiemärkten in Europa und weltweit erstellt. Das Team konnte mit seinen Services im Jahr 2021 den Energy Risk Award für „Research in European Power“ gewinnen. www.axpo.com —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Topcon-Solarzelle, hergestellt an der UNSW, Australien



Source link

Add a comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *