Was Photovoltaik-Installateure jetzt wissen müssen – pv magazine Deutschland


Nach mehreren Rekordjahren wächst der österreichische Photovoltaik-Markt deutlich langsamer. 2023 wurden 2,5 Gigawatt  neue Leistung installiert, 2024 waren es nur noch 2,1 Gigawatt und für das laufende Jahr erwarten Fachleute einen Rückgang auf maximal 1,5 Gigawatt – obwohl Österreich bis 2030 den gesamten Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken will. Die Branche steht also an einem kritischen Punkt. Jetzt ist es wichtig, die Gründe dafür besser zu verstehen und konkrete Schritte zu finden, mit denen Installateure auf die Entwicklung reagieren und einen kommenden Aufschwung vorbereiten können.

Gründe für den Abschwung: Einerseits belastet die wirtschaftliche Unsicherheit die Investitionsbereitschaft. Zudem erfolgt die staatliche Förderung mittlerweile ausschließlich über befristete Programme mit begrenztem Budget, die viermal pro Jahr ausgeschrieben werden. Außerdem hat die österreichische Regierung die Mehrwertsteuerbefreiung für Anlagen bis 35 Kilowatt abgeschafft. So entstehen hohe Hürden für die Projektumsetzung, viel Unsicherheit auf Kundenseite und regelmäßig für künstlich erzeugte Panikreaktionen. Denn oft ist das Budget für beliebte Kategorien innerhalb weniger Minuten nach Beginn eines neuen Fördercalls ausgeschöpft. Eine Förderung von 150 Euro pro installiertem Kilowattpeak  bringt bei einer 10-Kilowatt-Anlage immerhin 1500 Euro Ersparnis – ein Betrag, der die Rentabilität eines Projekts mitentscheiden kann.

Installateure benötigen deshalb neben technischem Know-how vor allem Flexibilität. Die Fördercalls werden nur viermal pro Jahr ausgeschrieben und zum Teil mit kurzer Vorlaufzeit angekündigt. Daher ist es umso wichtiger, dass Installateure sich inklusive der Zertifizierungen, Normen und Produktauswahl, stets gut informieren, um im Förderfenster schnell reagieren zu können und Kunden das beste Angebot zu machen.

TOR-Zertifizierung ist Pflicht

Zertifizierungen spielen insbesondere bei der Zulassung von Wechselrichtern auch in Österreich eine zentrale Rolle. Hier ist die sogenannte TOR-Zertifizierung (Technische und Organisatorische Regeln) Voraussetzung für die Inbetriebnahme. Ohne diese Zertifizierung dürfen Geräte nicht installiert oder ans Netz angeschlossen werden.

Die Interessensvertretung der österreichischen Energiewirtschaft „Österreichs Energie“ führt eine Liste zertifizierter Wechselrichter, auf der sich Installateure informieren können. Dabei kommt es nicht nur auf das Gerät, sondern auch auf die verwendete Firmware an. Schon eine kleine Abweichung in der Versionsnummer kann zur Ablehnung führen. Für Installateure bedeutet das: Wer nicht genau prüft, riskiert Verzögerungen oder im schlimmsten Fall die eigene Haftung.

Unterschiede bei Netzbetreibern beachten

Eine Studie des Klima- und Energiefonds stellte schon 2023 fest: „Der Inbetriebnahmeprozess für PV-Anlagen unterscheidet sich je nach Netzbetreiber und wird mit steigender Anlagengröße komplexer.“ Zudem bestehen laut des Aktionsplans der unabhängigen Regulierungsbehörde E-Control hier weiterhin Hürden, wie fehlende Transparenz bei Netzkapazitäten – auch wenn einige Versorger inzwischen quartalsweise Daten veröffentlichen.

Installateure müssen sich also  auch durch lokal unterschiedliche rechtliche Regelungen vor jedem Projekt individuell mit dem zuständigen Netzbetreiber abstimmen, um lokale Anforderungen und Kapazitätsgrenzen frühzeitig zu klären. Hier braucht es starke und erfahrene Partner, um die jeweiligen Anforderungen effizient erfüllen zu können.

Flexible Systeme erleichtern die Nachrüstung

Auch bei der Produktauswahl erspart gezielte Planung Zeit und Aufwand. Empfehlenswert sind Systeme, die ohne zusätzliche Komponenten funktionieren wie unser dreiphasiges Backup-System für die Kombination aus Photovoltaik-Wechselrichter und Batteriespeicher. Dank des offenen Modbus-Protokolls sind die Wechselrichter als zentrale Einheit mit allen gängigen Energiemanagementsystemen (EMS) kompatibel und lassen sich flexibel in Gesamtsysteme integrieren.

Flexibilität ist besonders bei Nachrüstprojekten gefragt – beispielsweise, wenn bestehende Anlagen erweitert werden. Wichtig ist dabei: Neue Speichermodule sollten möglichst schnell nachgerüstet werden, da sich deren nutzbare Kapazität an die der bereits installierten älteren Speichermodule anpasst – je größer der Zeitabstand, umso wahrscheinlicher werden Mismatch-Verluste.

Auch die Kombination aus Photovoltaik-Anlage, Heimspeicher und Ladesäule kann sich ökonomisch lohnen – für Installateure wie für Endkunden. Besonders vorteilhaft sind Systeme mit offener Schnittstelle, die sich flexibel ins eigene wie fremde Energiemanagementsystem integrieren lassen. Das erleichtert die Nachrüstung sowie den Planungs- und Installationsaufwand. So lassen sich hybride Projekte effizient umsetzen und  unkompliziert erweitern.

Mit Fachwissen und Flexibilität gut aufgestellt

Der österreichische Photovoltaik-Markt bleibt trotz neuer Rahmenbedingungen ein attraktives Feld für Installateure. Wer technisches Know-how mit aktuellem Marktverständnis kombiniert und flexibel auf Förderbedingungen, Zertifizierungen und Netzanforderungen reagiert, kann weiterhin erfolgreich agieren.

Eine sorgfältige Planung und die Wahl kompatibler Komponenten erleichtern die Umsetzung auch unter Zeitdruck. Wer sich frühzeitig mit Netzbetreibern abstimmt und die Anforderungen kennt, vermeidet Verzögerungen und erhöht die Projektsicherheit. So lassen sich Kunden professionell begleiten und langfristige Lösungen schaffen, die den Weg zur Energiewende aktiv unterstützen. Der nächste Photovoltaik-Boom kann kommen!

Philipp Wenzl, Sungrow— Der Autor Philipp Wenzl ist Head of Distribution DACH bei Sungrow Europe. Er ist seit 2020 im Unternehmen und seit über zehn Jahren in verschiedenen Bereichen der erneuerbare Energien tätig. Für seinen Master im Bereich Business Management & Renewable Energy studierte er an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. —

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