Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW und das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg haben die Statistik der Bundesnetzagentur für ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich ausgewertet. Sie weisen einen Rückgang um 20 beziehungsweise 15 Prozent aus – wobei diese Zahlen mit etwas Vorsicht zu genießen sind.
Der Landesverband Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) hat das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ausgewertet und kommt für das erste Halbjahr 2025 auf einen Photovoltaik-Zubau von 940 Megawatt. Das sind 20 Prozent weniger als zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg hat für sein Bundesland auf 988 Megawatt ermittelt und damit 15 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2024.
Diese Zahlen enthalten indes auch Unschärfen, die sich bei der Auswertung des Marktstammdatenregisters fast unweigerlich ergeben. Wichtig ist insbesondere der Zeitpunkt, denn es werden immer Photovoltaik-Anlagen noch nachträglich für das Register gemeldet. Dies dürfte beispielsweise der Grund dafür sein, dass der LEE NRW, der für seine heute veröffentlichte Auswertung den Stand vom 30. Juli angibt, beim Vergleich mit anderen Bundesländern für Baden-Württemberg einen Zubau von 1039 Megawatt angibt, also satte 51 Megawatt mehr als die Kollegen beim dortigen Photovoltaik-Netzwerk. Diese haben ihre Halbjahresbilanz aber auch bereits einige Tage früher veröffentlicht, und das kann durchaus mehrere Dutzend Megawatt Unterschied ausmachen. Die wiederum sorgen dafür, dass in Baden-Württemberg auch der Rückgang gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 (1056 Megawatt) mit knapp zehn Prozent nicht gar so drastisch ist, wie vom Photovoltaik-Netzwerk angenommen.
Zu früh für eine Halbjahresbilanz
Zum Vergleich: Als die Bundesnetzagentur Mitte Juli 2024 den damaligen Stand ihrer Statistik für ganz Deutschland veröffentlichte, wies das Marktstammdatenregister für das erste Halbjahr einen Zubau von rund 7550 Megawatt aus. Einen Monat später waren es für denselben Zeitraum gut 7900 Megawatt (9367 Megawatt von Januar bis Juni, davon 1400 im Juli). Wertet man das Register heute aus, ergeben sich für Januar bis Juni 2024 rund 8300 Megawatt. Ähnliche Effekte, wenn auch in deutlich geringerer Größenordnung, sind auch noch für die Monate Januar bis Juni 2025 zu erwarten.
Es ist mithin für eine Halbjahresbilanz ein wenig zu früh, die Zahlen für das erste Halbjahr stabilisieren sich erfahrungsgemäß erst im August und September. Mit dieser Einschränkung lässt sich festhalten: Den 8300 Megawatt des ersten Halbjahres 2024 stehen für Januar bis Juni 2025 nach aktuellem Stand (1. August) 7347 Megawatt gegenüber. Das entspricht einem Rückgang um 11,5 Prozent.
Baden-Württemberg steht demnach mit seinem Minus von 9,5 Prozent etwas besser da als der Bundesdurchschnitt. In Nordrhein-Westfalen hingegen kann man sich zwar bei den absoluten Zahlen für das erste Halbjahr über den dritten Platz im Bundesvergleich freuen, nach Baden-Württemberg und dem Spitzenreiter Bayern mit gut 1940 Megawatt. Diese Freude aber wird deutlich getrübt davon, dass sich das Zubautempo in NRW fast doppelt so schnell verringert wie im Rest des Landes. In Bayern übrigens sind die Neuinstallationen gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 (1990 Megawatt) nur um rund 2 Prozent zurückgegangen, angesichts der bereits erwähnten Nachmeldeeffekte könnte dort am Ende womöglich sogar ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum erreicht werden.
NRW hinkt bei Freiflächen hinterher
Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg gab neben der Summierung der Zubauzahlen lediglich noch die Platzierungen der Kommunen in der „Photovoltaik-Liga“ bekannt – die aber durchaus aufschlussreich ist. Dass der Landkreis Biberach mit 127 Megawatt mit weitem Abstand den ersten Platz belegt, liegt an der Inbetriebnahme der 80 Megawatt-Freiflächenanlage Langenenslingen. Auch beim Zweit- und Drittplatzierten spielen Freiflächen eine große Rolle: Im Neckar-Odenwald-Kreis kamen der Statistik zufolge 50 Megawatt neu hinzu, davon 37 auf Freiflächen. Im Landkreis Konstanz erfolgten von 48 Megawatt Neuinstallationen 26 auf der grünen Wiese.
Genau daran hapert es in Nordrhein-Westfalen. Der LEE NRW versucht in seiner Mitteilung unter dem Titel „Schatten beim Solar-Ausbau“ eine kurze Analyse der eher durchwachsenen Halbjahresbilanz und nennt an vorderster Stelle, dass der Bau von Freiflächenanlagen „nur langsam in Schwung kommt“. Zwölf Prozent des Zubaus seien in NRW auf dieses Segment entfallen, in Bayern dagegen 57 Prozent. Zur Ergänzung: Im landesweiten Durchschnitt lag der Anteil von Freiflächenanlagen bei rund 41 Prozent. Mithin ist auch die dichte Besiedlung Bevölkerungsdichte keine hinreichende Erklärung für den geringen Anteil der Freiflächen-Photovoltaik im bevölkerungsreichsten Bundesland – auch wenn die Zahl der Einwohner je Quadratkilometer mit 532 tatsächlich die mit Abstand höchste aller Flächenländer ist (das Saarland auf dem zweiten Platz kommt auf rund 386 Einwohner je Quadratkilometer).

Grafik: LEE NRW
Nordrhein-Westfalen, so der LEE NRW-Geschäftsführer Christian Vossler, habe sich bislang „überproportional auf die privaten Investitionen auf Häuserdächern verlassen, um seine selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Da diese Investitionsbereitschaft anscheinend zurückgeht, müssen die anderen Segmente liefern: Auf der Freifläche, bei Gewerbeanlagen und auch bei landeseigenen Liegenschaften muss zukünftig deutlich mehr passieren“.
Nötig sei „eine noch stärkere Unterstützung der Kommunen sowohl bei der Genehmigung als auch bei der aktiven Planung von Flächen und Anlagen“, außerdem Umwelt- und Bauministerium gefordert. Einerseits gebe es „nach wie vor keine einheitlichen Regeln für ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Photovoltaik-Projekte“, andererseits habe auch die in der Bauordnung des Bundeslands verankerte Solarpflicht „bisher nicht die gewünschten Wirkungen entfacht“.
Zuwächse vermeldet der LEE NRW nur für ein Anlagensegment, nämlich das der Balkon-Solaranlagen: Mit mehr als 46.000 neuen Installationen gab es hier 4000 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit sei auch etwa jede fünfte deutschlandweit neu zum Marktstammdatenregister gemeldete Mini-Anlage in NRW ans Netz gegangen. Die Gesamtleistung aller von Januar bis Juni hinzugekommenen steckerfertigen Solaranlagen beziffert der LEE NRW auf 54,8 Megawatt.
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