Bundesregierung gibt Auskunft zu negativen Börsenstrompreisen und Stromhandelsbilanz – pv magazine Deutschland


Eine Anfrage der AfD zu regionalen Stromüberschüssen insbesondere aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen konnte die Regierung in der gestellten Form zwar kaum beantworten. Ihre Auskünfte sind aber dennoch eine hilfreiche, kompakte Zusammenstellung wichtiger Kerndaten.

Die Fraktion der AfD im Deutschen Bundestag denkt beim Strommarkt eher kleinteilig. „Welche Bundesländer haben in den Jahren von 2020 bis Juni 2025 nach Kenntnis der Bundesregierung einen Stromüberschuss produziert?“, lautet die erste von sechs Teilfragen, die sie in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung richtete. Die Abgeordneten wollten hierzu auch wissen, wie hoch der „Stromüberschuss“ in jedem Bundesland war und wie nach Kenntnis der Bundesregierung mit dem überschüssigen Strom verfahren wurde, genauer: „Welcher Verwendung wurde er in welcher Menge zugeführt (zum Beispiel Speicherung, Transport, Export)?“

In ihrer Antwort sah sich die Bundesregierung mithin zunächst einmal genötigt, den Fragestellern die ihnen offenkundig fehlenden rudimentären Kenntnisse zum Strommarkt zu vermitteln. So erläuterte sie, dass in Deutschland gehandelte Strommengen „unabhängig vom Ort der Erzeugung beziehungsweise des Verbrauchs vermarktet“ werden und dass der Handel „insbesondere auf dem zentralen Day-Ahead-Markt“ anonymisiert, ohne Zuordnung zwischen Erzeuger und Abnehmer erfolgt. Deshalb sei „nicht nachvollziehbar, aus welchem Bundesland die jeweils gehandelten Strommengen stammen oder wohin sie letztlich fließen. Eine Bilanzierung bezogen auf Bundesländer ist daher nicht möglich.“

Die Fragesteller, die bereits in der Vorbemerkung zu ihrer Anfrage „die planlose und ideologiegetriebene Vorgehensweise der Bundesregierung bei der sogenannten sozial-ökologischen Transformation im Energiesektor“ als Ursache für das regionale Ungleichgewicht zwischen Stromproduktion und Verbrauch ausgemacht hatten, bekamen als Ersatz für die nicht lieferbare Bilanz einzelner Bundesländer immerhin eine Übersicht zum nationalen Stromhandelssaldo von 2014 bis 2023 aus einem Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur – obwohl diese auch für 2024 auf ihrer Plattform SMARD schon Zahlen veröffentlicht hat. Das allgemein bekannte Ergebnis: 2023 verzeichnete Deutschland erstmals einen negativen Stromhandelssaldo, also mehr importiert als exportiert. Dieser stieg 2024 nochmals deutlich an, war allerdings nicht wie von der AfD gemutmaßt „ideologietrieben“, sondern marktwirtschaftlich.

Auskunft wollte die AfD auch zu einem aktuellen Reizthema, nämlich den negativen Strompreisen haben. Deshalb erfragte sie, welche Mengen von in Deutschland erzeugtem Strom von 2020 bis 2025 zu negativen Preisen gehandelt wurden. Eine neuerliche Belehrung darüber, dass es mit der Feststellung der Herkunft von gehandelten Strommengen nicht ganz so einfach ist, ersparte die Regierung sich an dieser Stelle. Sie konnte aber eine Übersicht zu den an der Strombörse Epex Spot im Day-Ahead-Handel zu negativen Preisen gehandelten Mengen liefern (siehe Tabelle).

EPEX Spot, negative Strompreise, Handelsvolumen, Bundesregierung (Antwort auf Kleine Anfrage)
An der EPEX Spot zu negativen Preisen gehandelte Strommengen (*2025: Januar bis einschließlich Juni).

Deutscher Bundestag / Bundesregierung

Die daraus ablesbare Tendenz dürfte indes nicht nur AfD-Abgeordnete teilweise überraschen, weil die entsprechenden Strommengen bereits 2020, also vor dem jüngsten Zubau-Boom von Photovoltaik-Anlagen, mit gut 9 Terawattstunden vergleichbar hoch waren wie 2023 mit 9,7 Terawattstunden; 2021 und 2022 sanken die zu Negativpreisen gehandelten Mengen infolge der allgemeinen Strompreisentwicklung hingegen drastisch. Unverkennbar ist allerdings auch: 2024 waren die Mengen doppelt so hoch wie 2023, und 2025 zeichnet sich erneut eine Verdopplung ab. Bis einschließlich Juni sind bereits gut 17 Terawattstunden erfasst, also fast so viel wie die 18,7 Terawattstunden im Gesamtjahr 2024 – die rund 4,3 Prozent der Jahres-Stromproduktion von 431,5 Terawattstunden entsprechen. Die an der EPEX Spot gehandelten Mengen erfassen der Bundesregierung zufolge etwa 90 Prozent des Day-ahead-Marktes, andere Börsen wie Nordpool oder EXAA sind nicht berücksichtigt.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Ore Energy, Luft-Eisen-Batterie, Container. Anlieferung, Delft, Niederlande



Source link

Add a comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *