Verschiedene regulatorische Neuerungen schließen das Fenster für reine Marktspeicher. Die Entwicklung verlagert sich auf Co-Location-Batteriespeicher, die einer zunehmend komplexen Optimierung folgen, wie die Diskussionen auf dem “Battery Business Development Forum” in Frankfurt am Main zeigten.
Der Batteriespeichermarkt in Deutschland steht vor zahlreichen Herausforderungen, die einer gesetzlichen Klärung bedürfen. Bis dahin müssen Investoren mit erheblichen Unsicherheiten leben. Das wurde auf dem “Battery Business Development Forum” in Frankfurt deutlich. Das von pv magazine in Zusammenarbeit mit Conexio PSE und Solarpower Europe organisierte Event brachte am Mittwoch mehr als 450 Batterieexperten aus ganz Europa zusammen. In zwei Deep Dive Sessions beschäftigten sie sich mit der speziellen Marktsituation in Deutschland.
ESS News
Nur einen Tag zuvor war die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zu den Baukostenzuschüssen veröffentlicht worden. Sie erhöhen die Kosten von Batterieprojekten, je nach Region mit zum Teil starken Auswirkungen auf die Projektkosten. Dennoch nahmen die meisten Teilnehmer des Events diese Entscheidung gelassen auf und kalkulieren den Baukostenzuschuss bei der Planung ihrer Projekte ein. Erleichtert zeigten sich die Netzbetreiber, deren Einnahmen hierzu nun gesichert sind, sodass sie Rückstellungen auflösen können.
Schwieriger sei dagegen die Unsicherheit bei den Netzentgelten. Wer seinen Batteriespeicher bis August 2029 ans Netz bringt, ist vorerst von der Zahlung von Netzentgelten befreit. Inzwischen hat die Bundesnetzagentur einen Konsultationsprozess zur grundlegenden Überarbeitung der Netzentgeltsystematik für alle Stromkunden in Deutschland gestartet. Bis Ende Juni konnten Unternehmen und Verbände Stellungnahmen zum ersten Diskussionspapier einreichen. Ziel ist es, ein System zu entwickeln, das die Netzkosten fair verteilt und gleichzeitig Anreize für netzdienliches Verhalten schafft. Da der Ausgang dieses Prozesses derzeit völlig offen ist, empfahl Xenia Ritzkowsky von Enervis Energy Advisors, bei der Planung neuer Batteriespeicher mit dem Worst-Case-Szenario zu kalkulieren.
Sollte die Befreiung von den Netzentgelten nach 2029 entfallen, mit einer Rückkehr zur Zahlung bei Bezug und eventuell auch bei der Einspeisung, hätte dies insbesondere Auswirkungen auf das Trading am Day-ahead- und Intraday-Markt. Denn obwohl das „Battery-backed Trading“ eine Vielzahl virtueller Geschäfte ermöglicht, müsste die tatsächliche physische Ausführung stets mit einkalkuliert werden – was die Zahl wirtschaftlich nutzbarer Preisspreads deutlich verringern würde. Für Marktspeicher ist es somit enorm wichtig, die Deadline bis zur möglichen Wiedereinführung der Netzentgelte im August 2029 zu schaffen.
Verfügbarkeit von Netzanschlüssen
Allerdings, ein weiterer kritischer Punkt im Hinblick auf das Jahr 2029 ist die Verfügbarkeit geeigneter Netzanschlüsse. Es wird zunehmend schwieriger, einen passenden Anschluss zu erhalten. Netzbetreiber knüpfen ihre Zusagen häufig an Bedingungen, die den Betrieb an den Netzzustand koppeln. Dies führt oft zu langwierigen Verfahren und technischen Klärungen, die es erschweren, Projekte innerhalb der nächsten vier Jahre ans Netz zu bringen. Einige Netzbetreiber lehnen Anfragen aufgrund der bereits hohen Anzahl an Projekten direkt ab oder verweisen auf Anschlussmöglichkeiten erst in mehreren Jahren.
Zudem zeigen sich viele Verteilnetzbetreiber wenig gesprächsbereit, wenn es um den Anschluss von Batteriespeichern oder flexible Anschlussvereinbarungen geht. Stefan Müller, COO und Gründer von Enerparc, ist einer von vielen Teilnehmern der Veranstaltung, der sich über diese Situation beklagt. Er fordert mehr Offenheit seitens der Netzbetreiber, die als Inhaber eines Monopols in der öffentlichen Infrastruktur eine besondere Verantwortung tragen. „50 Prozent der Netzbetreiber sprechen nicht mit uns und reagieren nicht auf Nachfragen. Das ist inakzeptabel“, sagte Müller.
In einem weiteren Panel auf dem “Battery Business Development Forum” zeigte sich aber, dass es auch sehr progressive Netzbetreiber gibt, die allerdings Schwierigkeiten haben, der hohen Anzahl an Anfragen zügig, gleichberechtigt und diskriminierungsfrei nachzukommen. Sie fordern vom Gesetzgeber beziehungsweise der Bundesnetzagentur Unterstützung bei der Etablierung geeigneter Verfahren. Sie sehen einen Widerspruch zwischen der Gleichbehandlung aller Antragsteller und der Option, individuelle und flexible Netzanschlussvereinbarungen abzuschließen.
Trotz aller Unsicherheiten ist die Lage für Batteriespeicher nach wie vor gut. „Der Markt ist dynamisch und innovationsgetrieben“, sagt Müller von Enerparc. Wichtig sei jedoch, die Finanzierbarkeit der Anlagen sicherzustellen. Zusätzliche Risiken, wie auch die Überlegung, Gaskraftwerke über einen Kapazitätsmarkt abzusichern, könnten sich als Gift für das Geschäft der Batteriebranche erweisen. „Entscheidend wird sein, wie dieser Kapazitätsmarkt die Preisvolatilität beeinflusst“, erklärt Analystin Ritzkowsky. Sollte es durch den Kapazitätsmarkt zu einer Verringerung der Preisspreads kommen, hätte dies direkte Auswirkungen auf das Energy Trading. Andererseits könnte ein gut gestalteter Kapazitätsmarkt auch zusätzliche Sicherheit für Investoren bieten.
Trend zu Co-Location-Projekten
Der Fokus vieler Projektentwickler richtet sich inzwischen schon häufig auf Co-Location- und sogar Grünstromspeicher, also Batteriespeicher, die mit Photovoltaik-Kraftwerken gekoppelt werden und Strom vor allem von dort beziehen. Hier lässt sich bereits heute ein profitables Geschäftsmodell entwickeln, sagte Hannes Behacker, CEO von Energy2Market. Auch die Entwicklung von Standorten gemeinsam mit Erzeugungsanlagen und Großverbrauchern sei eine interessante Option. Jedoch ist auch hier die Regulatorik die entscheidende Hürde. Gerade nach dem Urteil zu Kundenanlagen ist es noch fraglich, wie sich ein solches Projekt rechtlich sicher ausgestalten lässt.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.