Die Bundesnetzagentur arbeitet derzeit an einer neuen Netzentgeltsystematik. Dabei sind verschiedene Varianten der Ausgestaltung für Batteriespeicher im Gespräch. Eco Stor beauftrage Neon Neue Energieökonomie mit der Prüfung und Bewertung der Optionen. Die für die Netzdienlichkeit von Großspeichern beste Option hat dabei politisch wenig Erfolgsaussichten, aber auch die zweitbeste Lösung bringt Vorteile für Netz- und Speicherbetreiber.
Im Mai eröffnete die Bundesnetzagentur mit einem 57-seitigen Diskussionspapier die Diskussion über eine Neugestaltung der Netzentgelte. Diese an die Erfordernisse der Energiewende anzupassen, ist das erklärte Ziel der Rahmenfestlegung „Allgemeine Netzentgeltsystematik“ – kurz „AgNes“. Im Diskussionspapier der Behörde sind viele offene Fragen formuliert, so auch beim Thema der Netzentgelte für Batteriespeicher. Als relativ sicher gilt, dass die bis Anfang August 2029 geltende Befreiung von Stromspeichern von den Netznutzungsentgelten dann fallen wird.
Im Zuge der Konsultation hat der Batteriespeicher-Errichter und Betreiber Eco Stor das Beratungsunternehmen Neon Neue Energieökonomie von Lion Hirth beauftragt, verschiedene Optionen durchzuspielen und zu bewerten. Die Ergebnisse will Eco Stor in einer Stellungnahme auch in den „AgNES“-Konsultationsprozess einbringen. Neon hat auf Basis eines Modells zur Batterie-Einsatzplanung das Verhalten eines typischen Großspeichers unter verschiedenen Netzentgelt-Varianten (statisch und dynamisch) analysiert. Neben Redispatch-Kosten wurden dabei Netzdienlichkeit und volkswirtschaftliche Wohlfahrt quantifiziert.
Die Untersuchung von Neon zeigt, dass auch rein marktlich betriebene Großspeicher bereits netzdienlich sind. „Die oft postulierte Netzschädlichkeit marktlicher Großspeicher konnte widerlegt werden“, heißt es von Eco Stor. Konkret hat Neon den Batteriespeichereinsatz auf dem Day-ahead-Markt mit dem historischen Redispatch-Muster über das Jahr abgeglichen. Es habe sich gezeigt, dass die Batterien die Redispatch-Kosten über das Gesamtjahr betrachtet bereits heute leicht senken. „Diese positive Wirkung auf das Netz ist allerdings rein zufällig, da das deutsche Strommarktdesign Netzengpässe nicht bepreist. Mit systematischen Anreizen könnten Batterien also noch wesentlich netzdienlicher sein“, heißt es in der Analyse.
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Doch welches wäre dann der beste Anreiz? Die Untersuchung zeigt, dass statische Netzentgelte eher kontraproduktiv wirken. „Klassische Arbeits- und Leistungspreise führen zwar zu Einnahmen für Netzbetreiber, fördern jedoch kein netzdienliches Verhalten der Speicher. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind sie daher ineffizient und wohlfahrtsmindernd“, heißt es zu dieser Option. Dagegen wären dynamische Arbeitspreise eine Lösung, womit Netzentgelte – etwa als zeit- und ortsabhängiges Sonderentgelt für Batteriespeicher – die Redispatch-Kosten um bis zu 500 Prozent stärker senken könnten als mit statischen Entgelten, so die Analyse von Neon Neue Energieökonomie.  Die Speicher könnten das Netz mit dynamischen Netzentgelten zudem gezielt entlasten.
Für die Betreiber marktgetriebener Speicher würde die Einführung von dynamischen Arbeitspreisen bei den Netzentgelten überdies den wirtschaftlichen Betrieb nur „geringfügig“ beeinträchtigen, wie die Analyse ergab. „Die Kombination aus Netz- und Marktnutzen führt zu einem gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsgewinn von rund 40 Prozent gegenüber dem Status quo“, so das Ergebnis.

Grafik: Neon Neue Energieökonomie, entnommen aus “Netzentgelte für Großbatterien”
Eco Stor macht sich – wie andere Marktteilnehmer auch – schon länger dafür stark, netzdienliches Verhalten der Großspeicher anzuerkennen. Denn unstrittig ist, dass es möglichst rasch einen erheblichen Ausbau an großen Batteriespeichern braucht, die am Strommarkt als Flexibilitäten für die zunehmende Einspeisung von Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen zur Verfügung stehen. „Diese von Neon durchgeführte Studie zeigt klar: Dynamische Netzentgelte ermöglichen eine echte Win-Win-Situation für Stromnetz und Markt“, sagt daher Georg Gallmetzer, Geschäftsführer von Eco Stor. „Wir brauchen dringend eine Reform, die netzdienliches Verhalten honoriert, statt es zu behindern.“
Neon Neue Energieökonomie hat jedoch ein Szenario ermittelt, was noch gewinnbringender für alle Seiten wäre. „Aus unserer Sicht ist ziemlich klar: Für Netzdienlichkeit von Großbatterien wäre eine Preiszonenteilung das Beste“, schreibt Lion Hirth. „Da Politik und Bundesnetzagentur das nicht möchten, lautet die zweitbeste Lösung: ein dynamischer Arbeitspreis.“
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