Ich begleite seit Jahren Photovoltaik-Projekte in ganz Deutschland – früher als Projektleiter, heute als unabhängiger Sachverständiger. In dieser Zeit habe ich viele Dächer gesehen, auf denen die Energiewende begonnen hat – aber nicht immer fachgerecht. Die Zahl der mangelhaften Installationen ist erschreckend hoch. Und sie betrifft längst nicht nur Billiganbieter oder Schnellmontagen.
Nach unseren Auswertungen und Erfahrungen im bundesweiten Gutachternetzwerk von Gutanova weisen rund 95 Prozent der geprüften Photovoltaik-Anlagen relevante Mängel auf. Die meisten davon sind für den Laien unsichtbar, entwickeln sich aber mit der Zeit zu ernsthaften Problemen – bis hin zu Wasserschäden, Ertragsverlusten oder sogar Sicherheitsrisiken.
Was schiefläuft – und warum es gefährlich ist
Zu den häufigsten Mängeln, die wir regelmäßig dokumentieren, zählen:
– Fehlende oder falsch gesetzte Dachhaken, die statische Probleme verursachen können.
– Unsachgemäße Bearbeitung von Ziegeln, wodurch Wasser unter die Dachhaut gelangt.
– Beschädigung der Unterspannbahn, häufig beim Betreten des Daches
– Kabelverlegung ohne Kantenschutz, was langfristig zur Beschädigung der Isolierung führt.
– Modulklemmung außerhalb der Herstellerangaben, was die Stabilität der Module gefährdet.
– Unregelmäßige Ausrichtung, wodurch Spannungen entstehen, die Risse in Modulen verursachen.
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Foto: Pascal Dörr, Gutanova
Die Auswirkungen dieser Mängel?
– Starkregen und Hagel verursachen Wassereintritt, Schimmel, Bauschäden bei den Häusern
– Sturm: Die Module lösen sich vom Dach.
– Ertragsverluste durch defekte oder ineffiziente Komponenten
– Sicherheitsrisiken: Es besteht Brandgefahr durch beschädigte Isolation.
Prüfen, bevor es zu spät ist
Ich empfehle ganz klar: Spätestens nach zwei bis fünf Jahren sollte jede Photovoltaik-Anlage einmal professionell geprüft werden. In dieser Zeit zeigen sich typische Material- und Montagefehler. Doch viele Firmen existieren dann schon nicht mehr – wegen Konkurrenzdruck, Auftragsmangel oder offener Schadensforderungen.
Wir erleben regelmäßig, wie Kunden dann allein mit den Problemen zurückbleiben. Wir begleiten solche Fälle – nicht nur bei schweren Schäden, sondern auch bei kleinen Nachbesserungen wie der Anbindung eines Smartmeters. Häufig wurde die Anlage vollständig bezahlt, und jede zusätzliche Maßnahme drückt die Wirtschaftlichkeit weiter.
Unterstützung beginnt mit dem Selbstcheck
Viele wissen gar nicht, worauf sie achten sollen – deshalb haben wir bei Gutanova einen kostenlosen Selbstcheck erstellt. Eine bebilderte Checkliste, mit der man vom Dachfenster aus selbst beurteilen kann, ob etwas nicht stimmt. Diese Liste ist kostenlos auf www.gutanova.de erhältlich – und der erste Schritt, um Klarheit zu gewinnen.
Worauf Hausbesitzer achten sollten
Wer heute in eine Photovoltaik-Anlage investiert, kann viel falsch machen – aber auch viel vorbeugen. Aus meiner Sicht sollten Hausbesitzer bei der Auswahl des Anbieters auf Folgendes achten:
– Nachweise über Fachkräfte im Betrieb (Elektro & Dach)
– Sichtbare Referenzen mit Fotodokumentation
– Vertragliche Zusicherung zur Einhaltung von Hersteller-Vorgaben
– Vor-Ort-Termin vor Angebotserstellung
– Kein reiner Onlinevertrieb ohne Technikprüfung
– Bewertungen im Internet prüfen
Und: Fragen Sie konkret nach, wer die Anlage tatsächlich montiert – der Betrieb selbst oder externe Teams? Qualität beginnt mit Transparenz.
Qualifikation statt Tempo
Ein Fachbetrieb kann nur dann zuverlässig arbeiten, wenn auch seine Montagetrupps entsprechend geschult sind. Wir als Gutanova arbeiten völlig unabhängig, aber wir kennen viele qualifizierte Fachbetriebe, die Instandsetzungen fachgerecht durchführen. Diese Unternehmen empfehlen wir nur dann, wenn sie zuvor durch uns umfassend überprüft wurden – auf Ausführung, Dokumentation und Materialqualität.
Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Installationsbetrieben – sondern als neutrale Qualitätsinstanz, die den Markt stärkt. Unser Ziel ist klar: Wir wollen, dass jede Photovoltaik-Anlage, die gebaut wird, auch ihre 30 Jahre Haltbarkeit erreicht. Und zwar sicher.
Sicherheit betrifft alle – auch Bauherren und -innen
Ein oft unterschätztes Risiko ist die Arbeitssicherheit. Gerüstbau, Absturzsicherung, Schutzmaßnahmen – all das wird zu häufig ignoriert. Dabei haftet im Falle eines Unfalls nicht nur der Betrieb, sondern auch der Bauherr. Die Berufsgenossenschaft kontrolliert zunehmend – was auch dringend notwendig ist.
Ausbildung für die Energiewende
Die Montage einer Photovoltaik-Anlage ist kein einfacher Job. Sie erfordert bautechnisches Wissen, elektrische Kenntnisse und ein Gefühl für Dachstatik, Wetterbelastung und Sicherheit. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass wir langfristig einen eigenen Ausbildungsberuf schaffen – oder zumindest eine verbindliche Qualifizierung, die Dach- und Elektrowissen kombiniert.
— Der Autor Pascal Dörr ist Gründer von Gutanova. Als ehemaliger Projektleiter hat er bundesweit über 1000 Photovoltaik-Anlagen begleitet – von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Später arbeitete er in der Qualitätskontrolle, koordinierte Subunternehmer, schulte Monteure und überwachte interne Handwerkerteams. In Eskalationsfällen werden Fälle in enger Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung systematisch aufgearbeitet – oft mit lückenhafter Dokumentation, aber stets mit dem Ziel der vollständigen Instandsetzung. Mehr Informationen & Selbstcheck unter: www.gutanova.de —
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