Mit einer Gesamtleistung von 250 Megawatt an fünf Standorten wird das Batteriespeichersystem den Stromtransfer von Nord- nach Süddeutschland unterstützen. Die Speicher tragen dazu bei, Netzungleichgewichte und -engpässe zu verringern. Zusätzlich zu seiner netzdienenden Funktion wird das System auch marktbasierte Einnahmen generieren dürfen.
EDF Power Solutions hat den Zuschlag für ein dezentrales Netzverstärker-Batteriespeicherprojekt in Deutschland erhalten, das darauf abzielt, Netzengpässe zu verringern und gleichzeitig Dienstleistungen auf dem Großhandels- und Nebenmarkt anzubieten. Die Vergabe für das Projekt erfolgte mit einer Flexibilitätsausschreibung des deutschen Übertragungsnetzbetreibers Amprion.
Das System wird eine Gesamtleistung von 250 Megawatt haben und soll den Stromtransport von Wind- und Solarparks im Norden zu den Verbrauchszentren im Süden unterstützen, um Netzungleichgewichte und -überlastungen zu verringern. Fünf 50-Megawatt-Batterieeinheiten werden an wichtigen Netzknotenpunkten installiert, um die Stromflüsse zu optimieren. Die Standorte sind so ausgewählt, dass sie vom Verteilnetzbetreiber LVN genutzt werden können, was den wirtschaftlichen Gesamtwert des Systems erhöht. Der Netzbooster wird in der Nähe bestehender Umspannwerke in Gersthofen, Irsingen, Memmingen, Oberottmarshausen und Vöhringen errichtet, wobei alle fünf Projekte an das regionale 110-Kilovolt-Verteilnetz von LVN angeschlossen werden.
Damit führt Amprion einen einzigartigen Anwendungsfall für solche Projekte in Deutschland ein: Wenn der Netzbooster nicht zur Stabilisierung des Übertragungsnetzes benötigt wird, kann er zur Entlastung des regionalen Stromnetzes eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Großbatteriespeichern arbeiten Netzbooster durch Einspeisung und Aufnahme von Strom, um die Flüsse in Übertragungsleitungen nachzuahmen. Dadurch können sie die physische Netzinfrastruktur verstärken oder in einigen Fällen sogar ersetzen und bieten den Übertragungsnetzbetreibern ein neues Instrument zur Steuerung der Energiewende, ohne sofort auf kostspielige und zeitaufwändige Netzerweiterungen zurückgreifen zu müssen.
Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber greifen regelmäßig auf Redispatch-Maßnahmen zurück – also die Drosselung der Stromerzeugung in einigen Regionen bei gleichzeitiger Steigerung in anderen –, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Diese Eingriffe kosten jährlich mehrere Milliarden Euro. Da der Ausbau des Netzes oft viele Jahre dauert, werden Netzverstärker zunehmend als Möglichkeit angesehen, die Schwelle zu erhöhen, ab der Redispatch erforderlich wird.
Andere deutsche Übertragungsnetzbetreiber verfolgen ähnliche Projekte. Im vergangenen Jahr hat Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW mit dem Bau eines 250-Megawatt-Netzverstärkers in der Nähe von Kupferzell begonnen. Im Jahr 2023 kündigte der Übertragungsnetzbetreiber Tennet zwei 100-Megawatt-Anlagen in Audorf Süd in Schleswig-Holstein und Ottenhofen in Bayern an. Alle drei Projekte werden mit Batterien von Fluence realisiert.
Der dezentrale Ansatz von Amprion zeichnet das Projekt aus. „Dieses modulare Konzept reduziert die Anschlusskosten, erhöht die Verfügbarkeit des Netzboosters und minimiert die Auswirkungen auf die Landschaft an den einzelnen Standorten“, erklärte der Übertragungsnetzbetreiber in der Ausschreibung im vergangenen Jahr.
Darüber hinaus kann EDF Power Solutions die Speicherkapazität dem deutschen Strommarkt zur Verfügung stellen und damit Systemdienstleistungen erbringen – eine innovative Vereinbarung in der Beziehung zwischen Übertragungsnetzbetreibern und Marktteilnehmern. Die eigens gegründete Projektgesellschaft EDF RE Speicherprojekte 1 GmbH & Co. KG ist während der gesamten Lebensdauer der Batterien für deren Betrieb und Wartung verantwortlich und übernimmt darüber hinaus die detaillierte Planung der Batteriestandorte, die Einholung der erforderlichen Genehmigungen und die Überwachung des Baus der Batteriemodule.
Mit der Erlaubnis einer begrenzten Marktteilnahme neben der netzdienenden Nutzung will Amprion die Auslastungsraten erhöhen und die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessern. Traditionell wurden Netzverstärker als vollständig integrierte Netzkomponenten behandelt, die sich im Besitz der Übertragungsnetzbetreiber befanden, und durften daher keine Einnahmen stapeln.
Amprion entschied sich nach einer technischen und wirtschaftlichen Bewertung der im Rahmen der im Dezember 2024 gestarteten Ausschreibung eingereichten Angebote für diese „Doppelnutzung”. Nach dem ursprünglichen Zeitplan des Übertragungsnetzbetreibers sollte der Auftrag für den Bau, die Verwaltung und den Betrieb der Energiespeicheranlage im Sommer 2025 vergeben werden, wobei die Inbetriebnahme des Projekts für 2027 geplant war. Nun bestätigte Amprion, dass das Projekt voraussichtlich am 1. Januar 2028 in Betrieb gehen wird.
„Wir freuen uns sehr, mit der Vergabe des Auftrags für den Netzverstärker einen weiteren wichtigen Meilenstein im Projekt erreicht zu haben. Die vielfältige Nutzung von Batteriespeichern – im Markt, in der Verteilung und im Übertragungsnetz – ist bislang einzigartig in Deutschland“, sagt Amprion-Vorstandsvorsitzender Christoph Müller. „Mit diesem Projekt sammeln wir wertvolle Erfahrungen für zukünftige Betriebskonzepte von Batteriespeichersystemen. Darüber hinaus bietet der Grid Booster wirtschaftliche Vorteile, da er zu Kosteneinsparungen im Engpassmanagement beiträgt.“
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