Verkehrsminister Patrick Schnieder hat in Berlin einen neuen Masterplan Ladeinfrastruktur vorgestellt. Das Maßnahmenpaket soll Genehmigungen beschleunigen, den Ausbau in Quartieren und auf Supermarktparkplätzen erleichtern und mehr Wettbewerb beim Laden schaffen. Während der VKU zentrale Elemente begrüßt, warnt der BDEW vor Risiken durch mögliche Änderungen an den EU-Flottengrenzwerten.
Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) stellte in Berlin im Rahmen einer Konferenz den „Masterplan Ladeinfrastruktur 2030“ vor. Das Bundeskabinett hatte das Papier kürzlich beschlossen. Es ist der dritte Masterplan seit 2019 und soll bis 2030 umgesetzt werden. Schnieder sagte, die Bundesregierung wolle das Laden „so selbstverständlich wie das Tanken“ machen und mit dem neuen Maßnahmenpaket die Bedingungen für Investitionen, Genehmigungen und Nutzung verbessern.
Konkret umfasst der dritte Masterplan 41 Maßnahmen. Vorgesehen sind unter anderem einfachere Genehmigungen, ein besserer Zugang zu öffentlichen Flächen, ein koordinierter Ausbau auf Supermarktparkplätzen und in Wohnquartieren, sowie eine stärkere Netzintegration. Die Regierung strebt zudem mehr Wettbewerb und Preistransparenz an. Für das vertragsbasierte Laden, bei dem Kunden nur eine App oder spezielle Ladekarte eines Anbieters nutzen können, soll eine gemeinsam von vier Ministerien getragene Arbeitsgruppe bis Ende des zweiten Quartals 2026 Vorschläge für mehr Transparenz und Nutzerfreundlichkeit erarbeiten. Aktuell betreffe das immerhin 95 Prozent aller öffentlichen Ladevorgänge.
Geplant sind außerdem neue Förderprogramme für Ladeinfrastruktur in Mehrparteienhäusern sowie für Logistikunternehmen, die ihre Fuhrparks elektrifizieren. Details zu neuen Förderprogrammen und anderen Maßnahmen sollen 2026 vorgelegt werden.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt die Initiative. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sagte, dass Stadtwerke und kommunale Unternehmen Pioniere beim Ladeinfrastrukturausbau seien, da sie nicht nur Ladepunkte errichten, sondern auch in Netze und intelligente Steuerung investieren. Positiv sei, dass der Masterplan zahlreiche Impulse aufgreife, die der Verband in den vergangenen Jahren eingebracht habe. Dazu zählten eine stärkere Kommunikation zur Elektromobilität, die Förderung von Ladepunkten in Mehrparteienhäusern, verbesserte Planungsgrundlagen für Netzbetreiber und eine Vereinfachung von Berichtspflichten und Datenübermittlungen. Dies seien wichtige Schritte, um den Ausbau effizienter und praxistauglicher zu gestalten.
Kritik kommt hingegen vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae bemängelt, dass auch der dritte Masterplan keine systematische Bestandsaufnahme zum Fahrzeughochlauf enthalte. Für eine erfolgreiche Elektromobilität brauche es eine integrierte Strategie, die Ladeinfrastruktur und Fahrzeugmarkt gemeinsam betrachtet. Die Branche habe im Vertrauen auf einen schnellen Hochlauf bereits Milliarden investiert und stelle inzwischen über 184.000 öffentliche Ladepunkte mit mehr als 8,5 Gigawatt Ladeleistung bereit. Die Auslastung liege durchschnittlich erst bei rund 15 Prozent, dennoch kündige die Branche weitere Investitionen an und erwarte im Gegenzug dafür verlässliche Geschäftsbedingungen. Besonders kritisch bewertet der BDEW die Überlegungen zur Abschaffung oder Aufweichung der europäischen CO₂-Flottengrenzwerte. Diese seien der wirksamste Treiber für den Markthochlauf von Elektromobilität und würden folglich zu höheren Auslastungsraten an den öffentlichen Ladepunkten führen. Dieser Treiber dürfe nicht geschwächt werden, wie es vom BDEW heißt.
Sowohl BDEW als auch VKU weisen darauf hin, dass stabile ordnungspolitische Rahmenbedingungen entscheidend für weitere Investitionen seien, während die Branche das Ladeangebot ausbaut und gleichzeitig in Netzkapazitäten und technische Modernisierung investiert.
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