10 Dinge, die Sie vor einem Photovoltaik-Investment unbedingt wissen sollten – pv magazine Deutschland


Photovoltaik-Investitionen gelten als nachhaltige und langfristig rentable Kapitalanlagen. Sie bieten planbare Erträge, steuerliche Vorteile und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende. Dennoch sollten Investoren wissen: Wo Chancen sind, lauern auch Risiken – manche davon werden häufig unterschätzt oder übersehen. Der folgende Überblick zeigt die zehn wichtigsten Aspekte, die Sie vor einem Einstieg in ein Photovoltaik-Investment berücksichtigen sollten.

Bevor es an konkrete Projekte geht, lohnt sich ein Blick auf einige grundsätzliche Überlegungen. Photovoltaik ist ein langfristiges Investment mit Bindungen über 20 Jahre. Entsprechend wichtig ist es, die eigenen Ziele und Voraussetzungen zu klären: Geht es vor allem um Steueroptimierung, stabile Erträge oder Diversifikation? Wie hoch ist die verfügbare Eigenkapitalbasis, und passt das Projekt ins Gesamtportfolio? Und nicht zuletzt: Bin ich bereit, auch mit Risiken wie Zinsänderungen, Gesetzesreformen oder technische Herausforderungen umzugehen? Wer diese Fragen vorab für sich beantwortet, schafft eine solide Grundlage, um Chancen realistisch einzuschätzen und typische Fehler zu vermeiden.

1. Standortwahl und Sonneneinstrahlung

Die Ertragskraft einer Photovoltaik-Anlage wird von mehreren technischen Faktoren beeinflusst. Neben der regionalen Globalstrahlung spielen auch die Neigung und Ausrichtung der Module eine zentrale Rolle. Optimal ist in der Regel eine südorientierte Aufständerung mit einem Neigungswinkel zwischen 25 und 35 Grad – doch auch Ost-West-Ausrichtungen können bei flächeneffizienter Belegung stabile Erträge liefern. Entscheidend ist eine sorgfältige Standortanalyse, die Verschattungen durch Vegetation oder umliegende Bebauung berücksichtigt. Bereits Teilverschattungen können aufgrund der Reihenschaltung der Module überproportionale Leistungseinbußen verursachen.

2. Netzanschluss und Einspeisepunkte

Für die Realisierung einer Photovoltaik-Anlage ist ein gesicherter Netzanschluss eine zentrale Voraussetzung. Liegt der vorgesehene Einspeisepunkt in größerer Entfernung oder steht die Netzverträglichkeitsprüfung noch aus, können sich zusätzliche Kosten und zeitliche Verzögerungen ergeben. Daher sollte die Netzanschlusssituation bereits in der frühen Projektentwicklung technisch und wirtschaftlich bewertet werden.

3. Genehmigungen und rechtliche Rahmenbedingungen

Ob Dachanlage oder Freifläche – eine gesicherte Genehmigungslage ist die Grundlage jeder Investitionsentscheidung. Dazu zählen insbesondere Eintragungen im Grundbuch wie Wegerechte und Leitungsrechte, erforderliche Baugenehmigungen sowie gegebenenfalls artenschutzrechtliche Prüfungen oder Bauleitverfahren. Auch Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange können den Zeitplan beeinflussen. Werden diese Punkte nicht frühzeitig geprüft und dokumentiert, kann ein Projekt trotz technischer Machbarkeit nicht realisiert werden.

4. Preis pro Kilowattpeak vs. tatsächliche Rendite

Viele Investoren bewerten Photovoltaik-Projekte primär anhand des Preises pro Kilowattpeak. Dieser Kennwert erlaubt jedoch nur eine grobe Einschätzung der Investitionskosten, sagt aber wenig über die tatsächliche Wirtschaftlichkeit aus. Maßgeblich sind der spezifische Ertrag, die garantierte Einspeisevergütung beziehungsweise der Stromabnahmepreis sowie die Gesamtkostenstruktur des Projekts. Auch scheinbar günstige Anlagen können durch hohe Pacht- oder Betriebskosten eine geringere Rendite aufweisen als zunächst erwartet.

5. Laufende Kosten und Pachtmodelle

Neben den Investitionskosten beeinflussen auch die laufenden Betriebsausgaben maßgeblich die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaik-Anlage. In die Kalkulation sollten unter anderem Aufwendungen für Flächenpacht, technische Betriebsführung, Wartung, Versicherung sowie Netz- und Messentgelte einbezogen werden. Werden diese Kosten nicht realistisch berücksichtigt, kann die tatsächliche Rendite im Betrieb spürbar von der ursprünglichen Prognose abweichen.

6. Steuerliche Aspekte berücksichtigen

Photovoltaik-Investitionen können attraktive steuerliche Vorteile bieten – beispielsweise durch den Investitionsabzugsbetrag (IAB), Sonderabschreibungen nach Paragraf 7g EStG sowie lineare oder degressive Abschreibungen. Dabei ist zu beachten, dass Pachtkosten nicht IAB-fähig sind und daher vom abziehbaren Betrag abzuziehen sind. Zudem ist der IAB zeitlich befristet: Er muss innerhalb von drei Jahren nach seiner Bildung durch eine entsprechende Investition aufgelöst werden. Wird diese Frist nicht eingehalten, erfolgt eine rückwirkende Auflösung mit entsprechender Nachversteuerung. Eine fachkundige steuerliche Begleitung ist daher unerlässlich, um die Vorteile korrekt zu nutzen und finanzielle Nachteile zu vermeiden.

7. Finanzierung und Zinsumfeld

Das derzeit volatile Zinsumfeld hat spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Investitionen. Finanzierende Banken und Institute bewerten Projekte dabei nach unterschiedlichen Kriterien – manche legen den Fokus stärker auf die Bonität des Investors, andere auf die Ertragskraft und Laufzeit der Anlage. Da bereits moderate Zinsänderungen die Kapitaldienstfähigkeit und Renditekennzahlen beeinflussen können, sollten Kalkulationen stets auf mehreren realistischen Szenarien basieren. So lässt sich die Tragfähigkeit eines Projekts auch bei veränderten Marktbedingungen zuverlässig einschätzen.

8. Technische Qualität, Wartung und Garantien

Die technische Ausführung einer Photovoltaik-Anlage hat entscheidenden Einfluss auf ihre Ertragsstabilität und Lebensdauer. Die Qualität von Modulen, Wechselrichtern und Montagesystemen sollte daher sorgfältig geprüft werden. Besonders bei größeren Projekten sind zertifizierte Komponenten mit hohen Wirkungsgraden und belastbaren Garantien von Vorteil. Ein häufig unterschätzter Aspekt ist die regelmäßige Wartung: Selbst kleinere Defekte – etwa verschmutzte Module, fehlerhafte Steckverbindungen oder Ausfälle einzelner Strings – können die Energieproduktion mindern, wenn sie nicht zeitnah erkannt und behoben werden. Eine kontinuierliche Anlagenüberwachung (Monitoring) hilft, technische Risiken frühzeitig zu identifizieren und Ertragsverluste zu vermeiden. Ein Wartungsvertrag stellt zudem sicher, dass Fachkundige verpflichtet sind, sich zeitnah um eventuelle Reparaturmaßnahmen zu kümmern.

9. Versicherungsschutz und Risikoabsicherung

Photovoltaik-Anlagen sind im laufenden Betrieb unterschiedlichen Umwelt- und Fremdeinwirkungen ausgesetzt. Neben Witterungsereignissen wie Sturm, Hagel oder Blitzschlag können auch Brandereignisse oder Vandalismus zu erheblichen Sachschäden führen. Eine umfassende Allgefahrenversicherung ist daher wesentlicher Bestandteil eines professionellen Betriebskonzepts. Besonders wichtig ist die Absicherung des Ertragsausfalls: Wird eine beschädigte Anlage nicht umgehend instandgesetzt, entstehen durch den Produktionsstillstand zusätzliche finanzielle Verluste. Eine entsprechende Ertragsausfalldeckung schützt in solchen Fällen die laufenden Einnahmen während der Wiederherstellungsdauer.

10. Partnerwahl und Due Diligence

Ein entscheidender Faktor bei Photovoltaik-Investitionen ist die sorgfältige Prüfung der Projektunterlagen und des Anbieters. Neben technischen und wirtschaftlichen Kennzahlen sollten insbesondere die Vollständigkeit der Genehmigungen, die Nachweise zur Netzanschlusszusage sowie detaillierte Ertrags- und Kostenkalkulationen vorliegen. Seriosität und Erfahrung des Projektentwicklers lassen sich häufig an realisierten Referenzanlagen, nachvollziehbaren Vertragsstrukturen und einer transparenten Dokumentation erkennen. Nur wenn alle relevanten Unterlagen vorliegen und die Annahmen realistisch sind, lässt sich die Wirtschaftlichkeit eines Projekts fundiert bewerten.

Chancen und Risiken von Photovoltaik-Investments

Die Chancen und Risiken einzelner Investments in Photovoltaik lassen sich schwer verallgemeinern. Dennoch gibt es Faktoren, die auf die meisten Projekte zutreffen und die Anleger kennen sollten:

Chancen

  • Regenerative Energiequelle ohne nennenswerte CO₂-Emissionen
  • Staatlich gesicherte Einspeisevergütung durch das EEG und damit langfristig planbare Rendite
  • Größere gesellschaftliche Akzeptanz im Vergleich zu Windenergieprojekten
  • Erwartbare Effizienzsteigerungen durch technische Weiterentwicklungen oder Neuerungen, beispielsweise Speicherlösungen

Risiken

  • Schwankende Preise für Solarmodule, abhängig von globalen Lieferketten
  • Mögliche Verzögerungen beim Ausbau der Netzinfrastruktur
  • Zunehmender Wettbewerb um geeignete Dach- und Freiflächen
  • Anfälligkeit für Vandalismus sowie Umwelteinflüsse wie Sturm, Hagel oder Überschwemmungen
  • Gesetzliche Änderungen: Nach aktueller EEG-Reform erhalten Betreiber neuer Anlagen bei negativen Strompreisen keine Einspeisevergütung mehr. Ohne intelligente Steuerung oder Speicherlösungen kann dies die Erträge spürbar belasten.

Fazit

Photovoltaik-Investitionen sind chancenreich, aber kein Selbstläufer. Wer Standort, Netzanschluss, Wirtschaftlichkeit, steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen sorgfältig prüft, schützt sich vor bösen Überraschungen. Häufig übersehene Risiken wie Zusatzkosten, Verzögerungen beim Netzanschluss, Änderungen durch das EEG oder mangelhafte Wartung lassen sich durch Transparenz und Due Diligence vermeiden. Mit der richtigen Vorbereitung wird aus einem Photovoltaik-Investment ein stabiles und nachhaltiges Sachwert-Investment.

— Der Autor Peter Stagge, LL.B., ist Gesellschafter und CEO der Sachwert Gruppe, einem spezialisierten Anbieter für Photovoltaik-Investments. Nach seiner Ausbildung zum IHK-Versicherungsfachmann und einem Studium zum Wirtschaftsjuristen gründete er zunächst mehrere Unternehmen in der Finanz- und Versicherungsbranche. Heute liegt der Schwerpunkt seiner Unternehmensgruppe auf der Umsetzung steueroptimierter PV-Investments. Gemeinsam mit seinem Team begleitet er Investoren und Unternehmer bei der Auswahl, Finanzierung und Realisierung von Photovoltaik-Projekten. Weitere Informationen finden sich unter www.sachwert-gruppe.com oder per Mail an info@sachwert-gruppe.com. —-

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