Europa erlebt einen historischen Boom im Photovoltaik-Sektor. Angetrieben durch den European Green Deal und ambitionierte Klimaziele entstehen Solaranlagen in nie dagewesener Geschwindigkeit: 2024 wurden in der EU über 65 Gigawatt neue Photovoltaik-Leistung installiert – ein Rekordwert. Deutschland sticht als klarer Spitzenreiter hervor, allein 2024 sind beeindruckende 16 Gigawatt an neuer Photovoltaik-Leistung ans Netz gegangen – ein Meilenstein, der sowohl das immense Potenzial als auch die komplexen Herausforderungen beim Ausbau erneuerbarer Energien unterstreicht.
Doch mit dem rasanten Ausbau wächst auch der Druck: Wer plant, baut, wartet und integriert all diese Systeme?
Die naheliegende Antwort: Wir brauchen mehr Handwerkerinnen und Handwerker. Allein in Deutschland fehlen bis 2030 rund 300.000 zusätzliche Fachkräfte im Solar- und Windbereich. Obwohl sich die Zahl der Photovoltaik-Installateure fast verdoppelt hat (von 3800 im September 2023 auf über 7000 bis 2025), reicht dies immer noch nicht aus, um die steigende Nachfrage zu decken.
Doch das greift zu kurz. Gefragt sind nicht nur zusätzliche Hände, sondern neue Köpfe mit digitalen Kompetenzen. Denn moderne Solartechnik verlangt mehr als klassische Handwerkskunst – sie erfordert vernetztes Denken, Systemverständnis und Softwarewissen.
Warum klassische Handwerksberufe nicht mehr ausreichen
Früher war Photovoltaik ein vergleichsweise simples Gewerk: Module aufs Dach, Kabel zum Wechselrichter, Netzanschluss – fertig. Heute sind Photovoltaik-Anlagen komplexe Systeme mit Batteriespeicher, Wärmepumpe, Wallbox und digitalen Energiemanagern. Wer sie plant und installiert, braucht weit mehr als Dachdecker- oder Elektrikerwissen. Er oder sie muss Daten interpretieren, Schnittstellen verstehen und mit digitalen Plattformen arbeiten können.
Ein Batteriespeicher ist dafür ein gutes Beispiel: Wer ihn richtig auslegt, muss Lastprofile analysieren, Förderbedingungen kennen und regulatorische Vorgaben einhalten. Auch die Einbindung ins Smart Home erfordert Know-how, etwa im Umgang mit APIs, Monitoring-Tools und Fernwartung.
Das Handwerk bleibt unverzichtbar, aber es verändert sich: Aus dem Monteur wird ein Systemgestalter – mit einem Werkzeugkasten, der sowohl Schraubenschlüssel als auch Software umfasst.
Digitale Tools als Hebel – und als neue Anforderung
Moderne Software kann helfen, den Fachkräftemangel zu mildern, indem sie Arbeitsprozesse beschleunigt und Planungsfehler vermeidet. Bei Aurora Solar nutzen wir etwa künstliche Intelligenz, Automatisierung sowie Satelliten- und LiDAR-Daten, um Photovoltaik-Systeme effizienter zu entwerfen: in Sekunden enstehen 3D-Verschattungsanalysen, Berechnungen zum Ertrag und Erstellung genehmigungsreifer Angebote – alles auf Basis einer einzigen Adresse.
Wie stark digitale Lösungen sich weiterentwickeln, zeigt sich eindrucksvoll am Schaltplan. Für eine Netzanschlussgenehmigung ist es unverzichtbar, aber in der Praxis oft aufwendig, fehleranfällig und an externe Software gekoppelt. Genau hier setzen wir mit einem neuen Tool an und generieren den Schaltplan automatisch aus dem vorher konfigurierten System – präzise, flexibel anpassbar und genehmigungsfähig. Das spart Zeit und reduziert Fehler.
Doch diese neuen Tools und dadurch erlangte Effizienzen verlangen neue Fähigkeiten: Wer mit digitalen Tools arbeitet, muss deren Logik verstehen, mit Daten umgehen können und technische Zusammenhänge durchdringen. Das betrifft nicht nur Planer im Büro, sondern auch Installateure vor Ort, die mit Tablets arbeiten, Systeme konfigurieren oder Fehler remote beheben.
Hybride Kompetenz als Zukunftsmodell
Die Solarbranche braucht Fachkräfte mit hybriden Kompetenzen – technisch versiert, digital geschult und regulatorisch sattelfest. Diese neuen Allrounder verstehen Kundenbedürfnisse, integrieren komplexe Systeme und navigieren sicher durch Softwareumgebungen.
Eine Analyse der Bertelsmann Stiftung zeigt deutlich, woran es fehlt: Die Auswertung von über 2,6 Millionen Stellenanzeigen im Bereich Solar und Wind belegt, dass klassische Berufe wie Dachdecker oder SHK-Techniker eine gute Basis bieten – aber ohne gezielte Weiterbildung nicht mehr ausreichen. Gefragt sind Fähigkeiten in Photovoltaik-Systemdesign, Softwareanwendung, Datenanalyse und normgerechter Planung.
Wie Weiterbildung zum Beschleuniger wird
Der Ausbau allein reicht nicht, die Branche muss gezielt aus- und weiterbilden. Bootcamps und Zertifikatslehrgänge können klassische Fachkräfte rasch für neue Anforderungen fit machen. Ausbildungsstätten sollten moderne Tools, die künstliche Intelligenz und Automatisierung nutzen, wie unsere Lösungen von Aurora Solar, fest in ihre Lehrpläne integrieren. So kann das duale Ausbildungssystem seine volle Stärke ausspielen, wenn es um digitale und regulatorische Inhalte ergänzt wird.
Gleichzeitig helfen standardisierte Komponenten, effiziente Prozesse und digitale Werkzeuge dabei, die Komplexität auf der Baustelle zu reduzieren. So kann auch ein kleines Team große Wirkung entfalten.
Energiewende heißt auch Softwarewende
Die Energiewende entscheidet sich nicht nur auf dem Dach – sondern auch am Bildschirm. Wer künftig Photovoltaik-Systeme erfolgreich bauen und betreiben will, muss beides können: solide Handwerksarbeit und digitale Steuerung.
Jetzt ist der Moment, um gemeinsam zu handeln – Unternehmen, Politik und Bildungseinrichtungen. Wir brauchen gezielte Trainingsangebote, Investitionen in moderne Software und ein klares Bekenntnis zu hybriden Kompetenzprofilen. Nur so wird aus dem technologischen Boom eine nachhaltige Transformation. Denn die Energiewende braucht Hände – aber genauso Köpfe, die digital denken.
– Chris Hopper gründete Aurora Solar 2013 gemeinsam mit Samuel Adeyemo während ihres Studiums an der Stanford Graduate School of Business, nachdem sie sich zuvor sechs Monate lang mit der softwaregestützten Planung einer Photovoltaik-Anlage abgemüht hatten und dafür mehrere der damals verfügbaren Tools miteinander kombinieren mussten. Heute gilt Aurora Solar als der größte Anbieter von Photovoltaik-Planungssoftware in den USA, seit 2023 ist das Unternehmen auch in Deutschland aktiv. –
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