Jedes dritte Unternehmen bewertet demnach die Auswirkungen der Energiewende für den eigenen Betrieb als negativ. Verunsicherung und hohe Energiepreise belasten dabei die Investitionsentscheidungen. Gegenüber 2023 und 2024 hat sich die Stimmung jedoch etwas aufgehellt.
„In vielen Betrieben dominieren aktuell Skepsis und Verunsicherung beim Stichwort Energiewende“, sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, bei der Vorstellung des Energiewende-Barometers 2025. „Hohe Kosten, untragbare Bürokratie und die insgesamt herausfordernde wirtschaftliche Situation führen dazu, dass weniger Kapazitäten und finanzielle Mittel für Klimaschutz zur Verfügung stehen.“
Gerade Industrieunternehmen würden daher sukzessive den Standort Deutschland verlassen. Bei großen Industrieunternehmen verzeichnet die DIHK dies sogar mit steigender Tendenz. Dabei gehe es oftmals um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. „Hinzu kommt Unsicherheit darüber, welchen Kurs die neue Regierung in der Energiewende einschlägt. Die Folge: Die Unternehmen warten ab. Die Energiewende steht vielerorts auf Stand-by“, sagt Dercks weiter.
Für das Barometer können die Unternehmen auf einer Skala von minus 100 (sehr negativ) bis plus 100 (sehr positiv) ihre Beurteilung der Energiewende abgeben. Im Schnitt liegt der Wert in diesem Jahr bei -8,3, wobei dies eine Steigerung gegenüber 2023 und 2024 ist, als der Wert noch bei -27 respektive -20 lag. Allerdings treibt viele Unternehmen die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit um, so dass mehr als jedes dritte (36 Prozent) die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit negativ beurteilt. Nur jedes vierte Unternehmen sieht diese positiv, so die DIHK. An der Umfrage hätten sich dabei in diesem Jahr etwa 3600 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und vielen Regionen Deutschlands beteiligt. Sie erfolgte im Juni.
Während das Bild kurzfristig von Verunsicherung geprägt ist, so hält dennoch langfristig die Mehrheit der Unternehmen am Ziel der Klimaneutralität fest. 89 Prozent der beteiligten Unternehmen wollen dies der Umfrage zufolge bis spätestens 2045 erreichen. Etwa jedes vierte Unternehmen habe sich bis 2040 zum Ziel gesetzt und gut ein Viertel bis 2030. Bei der DIHK-Umfrage gaben zudem sechs Prozent der Unternehmen an, dieses Ziel bereits erreicht zu haben. Als bislang größtes Hemmnis auf dem Weg zur Klimaneutralität sehen viele Unternehmen „die ausufernde Bürokratie, gefolgt von unzureichenden Informationen und fehlender Planungssicherheit“, so die DIHK. Dazu kämen lange Genehmigungsverfahren sowie fehlende Infrastruktur.
Gleichzeitig macht etwa der Hälfte der Unternehmen die gestiegenen Preise für Strom und Wärme in den vergangenen zwölf Monaten zu schaffen, besonders betrifft dies die Industrieunternehmen. Inzwischen hätten 59 Prozent der großen Industrieunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aufgrund der hohen Energiekosten seine Produktion im Inland eingeschränkt oder habe zumindest entsprechende Pläne. Dies sei nochmal eine Steigerung gegenüber den Vorjahren. „Unternehmen in Deutschland zahlen deutlich mehr für Strom und Wärme als ihre Wettbewerber in anderen Ländern. Geld, das an anderer Stelle fehlt, nicht zuletzt bei den Investitionen in Transformation der Industrie“, sagt Dercks.

Grafik: DIHK
Dieser Rückgang zeigt sich auch in den Zahlen des Energiewende-Barometers. So seien die Investitionen der Unternehmen besonders in Klimaschutzmaßnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Diesen Trend zu ändern, dafür haben die Unternehmen in der Umfrage klare Vorstellungen geäußert. So forderten 82 Prozent von der Politik eine Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis. Auch bessere Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge, also PPAs, sind für vier von fünf Unternehmen demnach wichtig. Fast drei Viertel der Unternehmen forderten eine verlässliche Infrastruktur. Jeweils rund die Hälfte der Unternehmen befürworten einen Rechtsrahmen für die CO2-Abscheidung und -Speicherung sowie einen breiten Zugang zu Wasserstoff. „Die Rückmeldungen aus den Unternehmen zeigen deutlich: Es braucht dringend eine Generalüberholung der deutschen Energiepolitik“, sagt Dercks dazu.
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