In Osttschechien entsteht eine neue Fertigungslinie für Batteriespeicher. Mehrere Partner aus Deutschland und Tschechien schlossen sich für das Projekt zusammen. Der Antrieb liegt nach eigener Aussage in der Cybersicherheit. Die Unternehmen wollen ihre Batterien mit eigener Steuerung versehen, um sie besser vor Angriffen zu schützen. Bedenkenträgern, die ein hohes Maß chinesischer Integration in europäische Energieinfrastruktur bemängeln, könnte so der Wind aus den Segeln genommen werden.
Europa bekommt einen neuen Batteriehersteller – GAZ Energy. In der osttschechischen Stadt Bohumín, nahe der polnischen Grenze, entsteht eine Produktionsstätte für Batteriespeicherlösungen. Das Chemieunternehmen Bochemie und der Batteriehersteller GAZ GmbH bauen dort gemeinsam mit dem Stromhandelsunternehmen Second Foundation eine Integrationslinie für Containerbatterien auf. Das bestätigte Stephan Lehrke, Deutschland-Chef von Second Foundation, im Gespräch mit pv magazine.
Fokus auf europäische Steuerungstechnologie
Second Foundation hat sich mit 50 Prozent an Bochemie beteiligt. Das Unternehmen Geräte- und Akkumulatorenwerk Zwickau (GAZ) ist eine bekannte Marke für Nickel-Cadmium-Batterien, die als Reservestromquellen für kritische Anlagen in der Energie und Kommunikation dienen. Gemeinsam investieren die drei Unternehmen in eine Produktionslinie für die Montage von Lithium-Ionen-Batteriespeicherlösungen, die für die Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien gedacht sind.
Ziel ist es, Großbatteriespeicher im Containerformat zu fertigen. Dabei sollen Batteriezellen und -packs aus China geliefert werden. Aktuell kommen die 314-Amperestunden-Zellen von CATL und werden von Hyperstrong zu Packs integriert. Lieferverträge mit anderen Zellherstellern seien aber theoretisch auch möglich. Software, Steuerung und Regeltechnik sollen aus europäischer Hand, genauer gesagt von Second Foundation selbst, kommen.
In den 20-Fuß-Schiffscontainern kommen 5 Megawattstunden Kapazität und 2,5 Megawatt Leistung. Ein Container wiegt 43 Tonnen. Das System ist flüssigkeitsgekühlt, lädt von 0 bis 55 Grad Celsius und entlädt von minus 30 bis 55 Grad Celsius. Als Round-Trip-Wirkungsgrad werden 96,5 Prozent unter Volllast angegeben. Das System soll 6000 Vollzyklen bei 80 Prozent Entladetiefe überstehen. Im Fokus der Produktankündigung steht aber das eigens entwickelte Batteriemanagementsystem, das auch zur Anpassung durch den Endkunden offensteht.
„Wir sehen vier Ebenen der Steuerung: von der Zellkommunikation über das Batteriemanagementsystem (BMS) bis zur Kraftwerkssteuerung“, erklärt Lehrke. „Wenn man Containerlösungen von chinesischen Anbietern kauft, bekommt man das BMS meistens gleich mit. Baut man selbst, hat man die Möglichkeit, eigene Sicherheitsstandards umzusetzen.“ Die Software stammt komplett von Second Foundation selbst.
Der Hintergrund für diesen Ansatz ist die zunehmende Sorge um Cybersicherheit. Immer häufiger höre man, dass es ein Problem sein kann, wenn kritische Infrastruktur zum größten Teil von chinesischer Software gesteuert wird. In den USA haben Regulierungsbehörden daher auch bereits Maßnahmen ergriffen, so Lehrke. Der Energieversorger Duke Energy hat beispielsweise angekündigt, seine Batterieprojekte mit CATL-Batterien zurückzubauen. Der Entscheidung sei Druck vorausgegangen. Die Legislative der USA sorge sich um Cyberangriffe. Ein generelles Einfuhrverbot für solche Batterien besteht bisher nicht. Bevor auch in Europa die Sorge vor Cyberangriffen weiter eskaliert und es zu Handelsbeschränkungen kommen könnte, geht Second Foundation einen neuen Weg. „Zellen und Hardware aus China werden auch künftig benötigt“, sagt Lehrke. „Entscheidend ist, dass europäische Unternehmen die Steuerung durch Software und Datenhoheit übernehmen.“
Erste Auslieferungen noch für dieses Jahr geplant
Die neue Produktionslinie in Bohumín soll im August aufgebaut und im September getestet werden. Die ersten Auslieferungen sind noch für dieses Jahr geplant. Ab Anfang 2026 soll die Fertigung eine Jahreskapazität von zwei Gigawattstunden erreichen.
Second Foundation ist in erster Linie Stromhändler an den EPEX-Spotmärkten und vermarktet rund 1,8 Gigawatt installierte Leistung aus Wind- und Solaranlagen, sowie Batterien. Zudem entwickelt das Unternehmen eigene Batterieprojekte. Dafür stehen die eigenen Batterien bereits in den Orderbüchern. Ein Verkauf an andere Partner in Europe ist ebenfalls geplant.
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