Enervis erwartet Zunahme negativer Strompreisstunden in Deutschland bis 2034 – pv magazine Deutschland


Zwischen Januar und Mai fielen 28 Prozent der potenziellen Photovoltaik-Erzeugung in Deutschland in Zeiten mit negativen Börsenstrompreisen. Diese Entwicklung wird sich wohl auch in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen, da der Zubau von Batteriespeichern deutlich langsamer vorankommt als jener der Photovoltaik, wie das Update des „Renewables Power Market Report 2025“ von Enervis zeigt.

Im ersten Halbjahr haben europaweit die Stunden mit negativen Börsenstrompreisen zugenommen. Ein wesentlicher Grund dafür waren die günstigen Wetterbedingungen für die Photovoltaik-Erzeugung seit März, mit vielen Sonnenstunden in weiten Teilen Europas. Dies führte gerade in Nord- und Mitteleuropa, aber auch in Südeuropa zu einem starken Anstieg der negativen Börsenstrompreise, die vor allem dann auftreten, wenn die Photovoltaik-Anlagen auf Hochtouren Strom erzeugen. Bis zum Auswertungszeitpunkt verzeichnete Enervis mit 404 Stunden die europaweit meisten in Spanien, wie aus dem kürzlich veröffentlichten „Renewables Power Market Report 2025 update“ hervorgeht. Aber auch in nahezu allen anderen Ländern gab es einen Rekord zu verzeichnen.

Dies wirkte sich auf die sogenannten Capture rates für Photovoltaik-Anlagen aus. Enervis zufolge fielen sie europaweit um acht Prozent, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. So betrug der Rückgang in Südeuropa 26 Prozent und in Mitteleuropa 6 Prozent, während die Capture rate in Nordeuropa um 10 Prozent stieg. Die Capture rate beschreibt den Unterschied der Erlöse von Solarstrom zu den Marktpreisen an der Strombörse. Sie bewegte sich in den meisten europäischen Ländern in den ersten Monaten 2025 nur zwischen etwa 40 und 60 Prozent.

Mit Blick auf Deutschland hat Enervis ermittelt, dass etwa 28 Prozent der potenziellen Photovoltaik-Erzeugung in die Zeit mit negativen Börsenstrompreisen in den ersten fünf Monaten des Jahres fiel. Im Vergleich dazu sind gerade mal etwa sieben Prozent der Einspeisung von Windparks an Land davon betroffen. Gegenüber 2024 hat sich dieser Wert in Deutschland damit nochmals drastisch erhöht. Im Vorjahreszeitraum verzeichnete Enervis etwa 18 Prozent der potenziellen Photovoltaik-Erzeugung, die in diese Zeiten fiel. Diese Entwicklung reflektiere den Zubau und die Gleichzeitigkeit der Erzeugung, wie es im Enervis-Report weiter heißt. Gleichzeitig werfe dies der Frage der langfristigen Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Projekten auf, die sich am Markt finanzieren wollten.

Ohne einen schnelleren Zubau von Batteriespeichern, mehr gesteuerte Nachfrage oder eine Strommarktreform werde sich dieser Trend wohl fortsetzen, so die Enervis-Analysten. Eine Lösung zur Absicherung von PPA-Projekten könne ein Co-Location-Speicher sein. Allerdings seien die gebotenen PPA-Aufschläge für solche Lösungen oftmals noch nicht hoch genug, damit es sich auch wirklich rechnet. Daher könne eine politische Unterstützung für dieses Geschäftsmodell notwendig werden.

Die 28 Prozent in Deutschland werden europaweit nur von Spanien mit 34 Prozent und den Niederlanden mit 30 Prozent getoppt. In Belgien lag der Anteil der potenziellen Photovoltaik-Erzeugung, die von negativen Börsenstrompreisen betroffen war, ebenfalls bei 28 Prozent. In Österreich waren es 23 Prozent und in der Schweiz 17 Prozent zwischen Januar und Mai 2025. Am wenigstens davon betroffen sind Photovoltaik-Anlagen in Griechenland und Großbritannien, wo der Anteil bei gerade mal einem beziehungsweise drei Prozent lag.

Enervis, Entwicklung negative Stunden, Strombörse, Europa, bis 2040
Während in Spanien vor Ende des Jahrzehnts die Zahl der negativen Strompreisstunden wieder zurückgeht, steigt sie in den übrigen europäischen Ländern noch weiter an.

Grafik: Enervis “Renewable Power Market Report 2025 update”

Für die kommenden Jahre geht Enervis von einem weiterhin starken Anstieg der negativen Börsenstrompreisstunden aus. Im „Renewable Power Market Report 2025 update“ wird dies für nahezu alle Länder bis etwa 2035 prognostiziert. Die Ausnahme bildet Spanien, wo sich ein Plateau in den nächsten beiden Jahren bilden könnte und die negativen Preisstunden dann ab 2028 wieder abnehmen könnten. In Deutschland erwarten die Enervis-Analysten dagegen den Peak erst für 2034 mit etwa 1300 negativen Börsenstrompreisstunden, wobei aber wohl erst 2039 die Marke von 1000 Stunden (siehe Grafik) wieder unterschritten wird.

Im Update hat Enervis auch seine aktuellen Zubauprognosen für Erneuerbare und Batteriespeicher veröffentlicht. Demnach erwarten die Analysten, dass sich die Leistung der Erneuerbaren bis 2030 in Europa um 391 Gigawatt auf etwa 1300 Gigawatt erhöhen wird. Die installierte Leistung der Batteriespeicher werde im selben Zeitraum dagegen nur um etwa 108 Gigawatt wachsen und 2030 um die 175 Gigawatt liegen. Allerdings wird im Jahr 2030 wohl die installierte Leistung der großen Batteriespeicher dann jene der Photovoltaik-Heimspeicher übertreffen.

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