Die Stilllegung von Überkapazitäten in China könnte nach Ansicht von Bernreuter Research direkt in einem Unterangebot münden. Vorerst wird der Polysilizium-Preis aber am Boden bleiben.
Der Photovoltaik-Upstream-Markt ist aktuell geprägt von massiven Überkapazitäten, die zu unwirtschaftlichen Herstellungskosten führen. Doch in den nächsten Jahren könnte sich das Blatt wieder wenden. Bernreuter Research sieht die chinesische Polysilizium-Industrie in den nächsten drei Jahren vor einem schwierigen Balance-Akt.
“Falls zu viel Überkapazität eliminiert wird, könnte der Markt bis 2028 in eine neue Knappheit hineinlaufen”, prognostiziert Johannes Bernreuter, Kopf von Bernreuter Research and Autor des neuen Reports „The Polysilicon Market Outlook 2029“. Dabei sind nach einem Preis-Höchststand von 39 US-Dollar pro Kilogramm im Jahr 2022 die Polysilizium-Kapazitäten in China massiv ausgebaut worden. Sie erreichten Bernreuter zufolge Ende vergangenen Jahres etwa 3,25 Millionen Tonnen, was einen Anteil von 95 Prozent am weltweiten Ausstoß an Solarsilizium bedeutet.
Dabei stammen etwa zwei Drittel der neuen Produktionskapazitäten von den vier größten Herstellern in China. Gerade Tongwei habe versucht, seine Marktanteile auf Kosten kleinerer Konkurrenten auszubauen. “Tongweis Verdrängungs-Strategie ist bisher nicht aufgegangen, da die meisten Neueinsteiger von Mutterfirmen mit dicker Brieftasche gestützt werden”, so Bernreuter.
Die neuen Produktionsstätten sorgten jedoch für ein Anstieg der Lagerbestände. Bernreuter beziffert sie mit einem Volumen von 400.000 Tonnen bis Ende 2024. Auch der Preis gab entsprechend nach. „Der Marktpreis in China hat 4,50 US-Dollar pro Kilogramm unterschritten und ist damit unter die Cash-Kosten der meisten Hersteller gefallen“, wie es in der Analyse heißt. Für die Anbieter bedeute dies anhaltende Verluste.
Im Dezember 2024 hätten sich schließlich 33 chinesische Polysilizium- und Photovoltaik-Unternehmen darauf verständigten, den Ausstoß zu beschränken. Doch der Umfang der Reduktion reiche nicht aus, um die hohen Lagerbestände abzubauen. “Die Polysilizium-Preise in China werden bis 2027 kaum über 5 US-Dollar pro Kilogramm steigen – es sei denn, die Hersteller verknappen das Angebot drastischer, oder der Preis des metallurgischen Silizium-Rohstoffs erholt sich stark“, so die Erwartung von Bernreuter. Allerdings – und an dieser Stelle kommt er zum Balanceakt zurück – könnte eine vollständige Beseitigung überschüssiger Produktionskapazität nach hinten losgehen. “Eine größere Marktbereinigung wird den Boden für eine neue Knappheit bis 2028 bereiten – genau das, was bei der Marktbereinigung von 2018 bis 2020 passierte“, sagt Bernreuter.
Er begründet das mit seinen Erwartungen für die Entwicklung der weltweiten Photovoltaik-Nachfrage. Zwar hat er seine Zubauprognose für das laufende Jahr von 750 auf 720 Gigawatt gesenkt. Die aktuelle Nachfrage habe sich abgeschwächt, nachdem China ein neues, marktbasiertes Vergütungssystem für dezentrale Photovoltaik-Kraftwerke einführt habe. Allerdings angesichts der starken Rallye im Mai in China, also vor der politischen Änderung, seien auch de 750 Gigawatt weltweiter Photovoltaik-Zubau immer noch möglich. Erst recht geht er von einem starken Nachfragewachstum in den kommenden Jahren aus. “Wir halten an unserem neuartigen Prognose-Ansatz fest, der 2023 and 2024 den Realitätstest bestanden hat, und sagen für 2029 Photovoltaik-Neuinstallationen von 1900 Gigawatt-DC voraus”, so Bernreuter.
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