„Wir werden die ein oder andere Korrektur vornehmen“ – pv magazine Deutschland


Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche gab auf dem BDEW-Kongress in Berlin einen kleinen Einblick, was sie sich unter einem „Realitätscheck für die Energiewende“ vorstellt. Dabei zeichnet sich ab, dass künftig der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft weniger im Fokus der Energiepolitik stehen wird.

Auf dem BDEW-Kongress 2025 in Berlin hat Katherina Reiche (CDU) ihren ersten großen Auftritt als Ministerin vor der versammelten Energiewirtschaft. Das Besondere dabei, im vergangenen Jahr stand sie noch „auf der anderen Seite“, denn vor ihrem Antritt als Bundesministerin für Wirtschaft und Energie war sie Vorsitzende der Geschäftsführung von Westenergie. So lobte BDEW-Präsident Stefan Dohler nach ihrer Rede auch, dass sie die Themen, die die Energiewirtschaft beschäftigten, direkt herunterbeten könne.

Reiche nutzte die Veranstaltung in Berlin erneut für einen Rundumschlag zu den Aufgaben der neuen Regierung: Energiewende, Wärmewende, Strompreis. Wasserstoff, Versorgungssicherheit – um nur einige Stichworte zu nennen. So kam Reiche auch wieder auf ihren „Realitätscheck“ zu sprechen, dem sie die Energiewende unterziehen will. „Wir werden die ein oder andere Korrektur vornehmen dabei, wie wir die Energiewende vorangetrieben haben“, kündigte Reiche an. Dabei gehe es um bedarfsorientierte Planung und Bau von Erneuerbaren und Netzen.

„Wir brauchen Strom- und Wärmewende. Wir stehen zu unseren Klimazielen“, beteuerte Reiche. Doch in der jüngsten Vergangenheit habe der Ausbau der Erneuerbaren zu sehr im Fokus gestanden. Etwa der schnelle Ausbau der Photovoltaik habe zwar dazu beigetragen, dass der Stromsektor beim Klimaschutz gut dasteht. Der schnelle Ausbau von Erneuerbaren reiche aber nicht aus, „um die Energiewende zum Erfolg zu bringen“, so Reiche. „Erfolg macht sich nicht allein an der installierten Leistung fest. Wir müssen einen Blick auf die Systemkosten richten. Deshalb kommt der Realitätscheck für mehr Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit“, so die Ministerin weiter.

Im anschließenden Gespräch mit BDEW-Präsident Stefan Dohler erkärte sie auch, wie der „Realitätscheck“ aussehen soll. Sie wolle keine große Kommission einsetzen, sondern eine Art „Quickcheck“ von einem renommierten Analysehaus. Zudem werde sie dazu den neuen Versorgungssicherheitsbericht der Bundesnetzagentur einbeziehen. „Dann werden wir sehen, was wir an Reservekapazitäten brauchen“, sagte Reiche. Sie stellte auch klar, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten 20 Gigawatt an neuen Gaskraftwerken „nicht auf einen Rutsch“ kommen werden.

Am ersten Tag der Veranstaltung ging es in einigen der Panel-Diskussionen um die großen Themen wie Versorgungssicherheit und Kapazitätsmärkte. Reiche stellte klar, dass es absehbar einen Kapazitätsmarkt geben werde. Ob dieser dann zentral oder dezentral sein werde, müsse die Entwicklung zeigen. Reiche plädierte dafür, zunächst einen Rahmen zu setzen und diesen basierend auf den Erfahrungen und Notwendigkeiten zu spezifizieren.

Die auf der Veranstaltung vertretenen Politiker des Koalitionspartners SPD bemühten sich, ein harmonisches Bild der Regierung zu präsentieren. Dennoch stellte die energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Nina Scheer, klar, dass die Vorgängerregierung erste Schritte in Richtung dezentrale Kapazitätsmärkte unternommen habe, auf denen nun aufgebaut werden könnte. „Wir wollen mehr Speicher, mehr Flexibilitäten. Wir wollen eine systemische Umstellung auf Erneuerbare“, so Scheer. Die Erneuerbaren sollen sich dabei absehbar am Markt refinanzieren können, doch es sei die Aufgabe der Bundesregierung, den Rahmen dafür zunächst zu schaffen.

Dabei besteht innerhalb der heterogenen Energiewirtschaft auch Einigkeit darüber, dass die aktuelle Regulatorik angepasst werden muss. Dies müsse und solle technologieoffen erfolgen, ist immer wieder zu hören. Dass die Ausschreibungen neuer Gaskraftwerke zu Lasten der Entwicklung großer Batteriespeicher gehen werden, befürchten dabei nicht wenige. Doch am Ende – da besteht dann durchaus wieder Einigkeit – braucht es wohl beides, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die aktuell ausufernden negativen Strompreisphasen einzudämmen. Wieviel wovon, werden wohl die nächsten Jahre zeigen, und es wird dann nicht unwesentlich davon abhängen, ob es einen zentralen oder dezentralen Kapazitätsmarkt geben wird.

„Energiewende heißt Energiewende und nicht Energie und immer wieder Wende. Wir brauchen Planungssicherheit für die gesamte Branche“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae in ihrer Eröffnungsrede des Kongresses am Mittwoch. BDEW-Präsident Dohler bekräftigte dies nach der Rede von Reiche. Die Ministerin wünschte sich eine marktorientierte, kritische Begleitung der Regierungsarbeit.

Andreae forderte von der Bundesregierung, dass sie das Sondervermögen auch wirklich nutze, um zusätzliche Investitionen im Energiebereich zu ermöglichen. Die Milliardensummen dürften nicht allein für die Entlastung der Strompreise genutzt werden. Dies müsse aus dem Kernhaushalt finanziert werden, nicht aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), so Andreae weiter. Zugleich sicherte sie der Regierung ihre Unterstützung zu. „Die Botschaft, die von dem Kongress ausgehen sollte: Diese Regierung muss Erfolg haben. Und wir werden alles dafür tun, sie zu unterstützen.“

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Kyon Energy, Batteriespeicher



Source link

Add a comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *