OeMag-Förderung mangelhaft – pv magazine Deutschland


60 bis 70 Millionen Euro – So viel will die österreichische Bundesregierung laut zugänglichen Informationen in diesem Jahr in den Photovoltaik-Ausbau investieren. Klingt viel, entspricht jedoch nur dem Mindestmaß des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes (EAG). Die Summe ist weit entfernt von dem, was notwendig wäre, um den dringend benötigten Photovoltaik-Ausbau in unserem Land voranzutreiben. Somit stellt die Förderstruktur in ihrer jetzigen Konstellation sogar eine Hemmschwelle für die Energiewende dar.

Ein schlechter Start in die Förderpolitik

Doch warum ist die Förderung ein derartiges Problem? Der Beginn dieser Förderung erinnert an ein schlechtes Theaterstück: Zuerst wird der Nullsteuersatz auf Photovoltaik-Anlagen abgeschafft, was die Nachfrage drastisch sinken lässt und kurz danach startete die EAG-Förderung.

Eine weitere Förderung klingt doch gut könnte man denken. Doch die Regierung hat es versäumt es, die richtigen Impulse zu setzen: Wie ein Mindestmaß an Fördergeldern und ein dreiteiliger Förderzeitraum den gewünschten Effekt erzielen sollen, bleibt fraglich.

Die minimale Fördersumme wird dazu führen, dass tausende Projekte auf Eis gelegt werden, bis Antragsteller ihre Förderzusage erhalten. Wenn der erste Fördercall nicht erfolgreich ist, bleibt die Hoffnung auf die weiteren beiden Runden im Jahr. Was dabei außen vor bleibt: die Fördertöpfe werden in den nächsten beiden Runden immer kleiner, und das führt unweigerlich zu einem Nachfrageeinbruch.

Ein Blick auf die Erfahrungen bei früheren Fördercalls und in Deutschland zeigt: Wer im ersten Anlauf keine Solarförderung erhält, der wartet einfach auf die zweite Runde. Nicht anders war es 2023 in Deutschland bei der KfW 442-Förderung der deutschen Regierung, die für Photovoltaik-Anlagen im Zusammenhang mit Wallboxen gezahlt werden sollte. Auch diese sollte auf zwei Zyklen aufgeteilt werden. Der erste Fördertopf im September war nach einem Tag leer und in der Hoffnung auf eine zweite Förderrunde im November haben alle brav auf eine neue Öffnung der Portale gewartet. Ein Horror für die gesamte Branche, zumal die zweite Förderung dann gar nicht mehr kam.

Es ist immer dasselbe: Die Hoffnung auf einen späteren Gewinn im „Fördercasino“ verzögert Entscheidungen und dämpft die Marktaktivität.

Um eine Situation wie in Deutschland müssen wir uns bei der EAG-Förderung aber keine Sorgen machen – die Fördercalls sind durchdacht: 40 Millionen in Call 1, in der zweiten Runde dann 12 Millionen und in der letzten dann 8 Millionen Euro.

Daraus resultiert ein „Start-Stopp-Ausbau“: Die Nachfrage wird nach Öffnung der Portale kurzzeitig steigen und bei Schließung wieder drastisch sinken. Das behindert nicht nur die Planung und den Ausbau massiv, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die gesamte Energiewende.

Bürokratieabbau – Ein verspätetes Versprechen

Man könnte meinen, dass dann wenigstens die Probleme des Bürokratieabbaus und des Netzausbaus angegangen werden. Leider sieht die EAG-Novelle vor, zumindest beim Bürokratieabbau bis Ende des Jahres zu warten. Es ist schlichtweg unverständlich, warum so ein wichtiges Thema so lange verschleppt wird. Die komplexen bürokratischen Hürden, welche potenziellen PV-Anlagenbetreibern immer wieder im Weg stehen, bremsen nicht nur den Ausbau, sondern führen auch zu erheblichen Verzögerungen in der Umsetzung von Projekten. Während in anderen Ländern der Bürokratieabbau als ein vorrangiges Ziel bei der Energiewende behandelt wird, wird in Österreich eher zögerlich gehandelt. Der Ausbau kann daher nicht effizient vorangetrieben werden und Österreich wird sich wieder hintenanstellen müssen.

Förderung für Produkte „Made in Europe“

Während es so einiges an der Förderung zu bemängeln gibt, bringt sie aber auch was Gutes mit sich. Der „Made in Europe“-Bonus dient dazu die heimische Industrie zu stärken und resilienter zu machen. Eingeführt wird er im Juni, mit der zweiten Förderrunde.

Der Grundgedanke dahinter ist simpel. Die vergangenen Jahre haben es gezeigt – in Europa, wo die Photovoltaik-Industrie einst groß geworden ist, finden sich nur noch wenige Hersteller von Produkten. Die starke europäische Photovoltaik-Industrie ist größtenteils abgewandert, und nur noch wenige namhafte Hersteller unterhalten Produktionsstätten in Europa. Ein Großteil der Produktionsressourcen für Photovoltaik-Produkte wird mittlerweile in Fernost kontrolliert.

Die Einführung des „Made in Europe“-Bonus ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der europäischen Solarindustrie. Er bringt den benötigten Anreiz für den Einbau heimischer Produkte und kann langfristig helfen, die europäische Abhängigkeit im Bereich der erneuerbaren Energien zu minimieren.

Die Entscheidung der Bundesregierung ist ein kluger Schritt und sollte so manchem europäischen Land als Vorbild dienen. Damit kann die heimische Wirtschaft angekurbelt und ein Wirtschaftseinbruch vermieden werden.

Schließlich können nach wie vor außereuropäische Produkte verbaut werden. Dies ist ein positiver Schritt, der als Modell für andere europäische Länder dienen kann.

Fazit: Ein Aufruf zu mehr Mut und Weitblick

Die OeMAG-Förderung in ihrer aktuellen Form ist nicht mehr als ein Bremsklotz auf dem Weg zur Energiewende. Dabei hatte sie das Potenzial, einen echten Unterschied zu machen. Stattdessen erleben wir eine stagnierende Unterstützung, die den dringend benötigten Ausbau der Photovoltaik eher bremst, als fördert.

Kurz gesagt und die Förderung in einem Wort zusammengefasst: Mangelhaft, Schulnote 5 – neu machen.

Was wir brauchen, ist kein Tropfen auf den heißen Stein in Form von Kleinstförderungen, sondern eine klare, langfristige Strategie, die den Markt richtig anheizt und das Vertrauen von Bürgern und Unternehmen gewinnt.

Solange die beschlossene Förderung auf dem minimalen Niveau bleibt, kann sie ebenso gut ganz entfallen – denn mit solch einer minimalen Unterstützung werden wir keine nennenswerten Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien erzielen. Langfristig sollte eher darauf geachtet werden, dass die Förderungen über mehrere Jahre hinweg fixiert werden und dann jährlich um 20 Prozent abnehmen. So könnten sowohl Unternehmen als auch Endkunden damit kalkulieren und sich auf die Zukunft einstellen. Nach fünf Jahren wäre die Branche dann endlich frei von Förderungen und politischen Entscheidungen.

In einer Zeit, in der Klimaschutz und Energieunabhängigkeit drängende Themen sind, ist es an der Zeit, endlich entschlossen zu handeln. Nur mit einer substanziellen Förderung und einer langfristigen Vision kann die Energiewende in Österreich wirklich vorangetrieben werden.

Helmut Katzenberger, Enerix— Der Autor Helmut Katzenberger ist seit 2017 Geschäftsführer von Enerix Oberösterreich. Enerix ist das erste Energie-Franchisesystem und hat sich als Fachbetriebekette auf Photovoltaik, Stromspeicher und Wärmepumpe spezialisiert. Es wurde vom Marktforschungsunternehmen EUPD Research als „Top Brand PV Installateur 2024“ ausgezeichnet. Damit gehört das Franchise zu den besten ein Prozent der Unternehmen im Bereich der dezentralen Stromerzeugung in Deutschland und Österreich.  —

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