
Teil des Bilanzkreismodells in Alzey: die im Januar in Betrieb genommene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach einer Kindertagesstätte.
Foto: Stadtverwaltung Alzey
Während viele Kommunen Strom mit eigenen Windkraft- und vor allem mit Photovoltaik-Anlagen erzeugen, nimmt auch das Interesse zu, diesen Strom direkt zum Eigenverbrauch zu nutzen. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz propagiert hierfür ein bislang noch wenig verbreitetes Mittel: das Strombilanzkreismodell, auch Energieregion genannt. Zwar gibt es mittlerweile verschiedene Praxisbeispiele, trotzdem kann das Modell noch nicht als allgemein bekannt gelten.
Ziel ist, so eine Mitteilung der Energieagentur, „ein möglichst energieautarker, regionaler Verbund für die regenerative Eigenstromversorgung – und die Einsparung von Stromkosten“. Das Prinzip ist einfach: Ein Strombilanzkreis (oder einfach: Bilanzkreis) ist die kleinste Einheit zur Bewirtschaftung des Stromnetzes, eine Art virtuelles Energiekonto zur Aufrechnung von Stromerzeugung und -verbrauch.
Ein solcher Bilanzkreis lässt sich auch für die Erzeugungsanlagen in einer Kommune bilden. Ein von der Energieagentur Rheinland-Pfalz beschriebenes Beispiel: „Auf einer Sporthalle ist eine Photovoltaik-Anlage installiert. Diese verbraucht nur einen Teil des erzeugten Stroms. Für das Verwaltungsgebäude hingegen, auf dem keine Photovoltaik-Anlage installiert werden kann, muss wesentlich teurerer Strom zugekauft werden. Mit einem Bilanzkreis kann nun der Strom von der Turnhalle über das öffentliche Netz an das Verwaltungsgebäude transportiert und dort als Eigenstrom verbraucht werden, sodass die Stromkosten sinken. Jedoch fallen dabei Kosten je Kilowattstunde – unter anderem für Netzentgelte und Umlagen – an.“
Ein wichtiger Punkt ist hierbei auch die Beteiligung des jeweiligen Netzbetreibers. In der Stadt Alzey im Rhein-Hunsrück-Kreis wird der dortige Energieversorger EWR „in den nächsten Wochen die ersten Gebäude zum Bilanzkreis zusammenschließen“, so Klimaschutzmanager Marcel Klotz. Alzey sei damit eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz, die das Strombilanzkreismodell umsetzt, dort sind insgesamt 200 Kilowatt Photovoltaik-Leistung auf kommunalen Gebäuden installiert. Der Rhein-Hunsrück-Kreis selbst plant für 2026 die Inbetriebnahme einer Photovoltaik-Anlage mit 2,6 Megawatt Leistung auf einer ehemaligen Mülldeponie in Gondershausen. Gemeinsam mit dem kommunalen Entsorgungsbetrieb Rhein-Hunsrück Entsorgung will die Kommune hierdurch über den Bilanzkreis die Versorgung von Liegenschaften mit Eigenstrom ermöglichen. Zudem plant der Rhein-Hunsrück-Kreis, die Anlage durch einen Batteriespeicher zu ergänzen.
Immer größer, so die Energieagentur, wird auch das Interesse daran, über das Bilanzkreismodell auch Einwohnern und Unternehmen in der Kommune einen günstigen „Lokalstrompreis“ zu bieten. Ein Strombilanzkreismodell erfordert indes auch einige Voraussetzungen insbesondere für Erfassung und Nachweis des Verbrauchs, der den Angaben zufolge innerhalb von 15 Minuten nach der Erzeugung erfolgen muss. Die eventuelle Einbindung von Fachplanern und die Beauftragung eines hierauf spezialisierten Unternehmens als Bilanzkreis-Dienstleister verursachen ebenfalls Kosten. Deshalb ist das Modell kein Selbstläufer, die Wirtschaftlichkeit muss vorab geprüft werden und hängt insbesondere von der verfügbaren Energiemenge ab.
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