Paxos Solar erfindet einen weiteren Solardachziegel. Er ermöglicht die Nutzung der warmen Luft, die bei der Stromproduktion entsteht, zugunsten von Luft-Wasser-Wärmepumpen. Ein Versuch der Technischen Hochschule Köln belegt, dass eine Wärmepumpe dadurch 20 Prozent weniger Energie benötigt. Das Unternehmen sucht Mitinvestoren über Crowdfunding.
Der Markt für Solar-Dachziegel bekommt Zuwachs. Paxos Solar, das Unternehmen, das schon den Solardachziegel für Meyer Burger entwickelt hatte, launcht ein neues Produkt. Diesmal will Paxos den „Solarflachziegel“ unter eigenem Namen selbst vertreiben. Außerdem soll das Dach nicht nur elektrischen Strom liefern, sondern auch warme Luft für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Dafür hat das Start-up zunächst einen eigenen Solardachziegel entwickelt. Es ist im Prinzip ein kleines Glas-Glas-Modul mit einer Breite von 59,5 und einer Länge von 48 Zentimetern sowie einer Leistung von 44 Watt. Pro Quadratmeter würden etwa 4,3 Module verlegt, was sich auf eine Leistung von 190 Watt pro Quadratmeter summiere. Die Glas-Glas-Module enthalten die hocheffizienten Rückkontakt-Zellen von Longi, sind also von vorne komplett schwarz und haben eine matt-strukturierte Oberfläche, die schräg einfallendes Licht bündele, wie der technische Geschäftsführer von Paxos Solar, Julian Münzberg, erläutert. Die Module werden bei einem Partner in China gefertigt.
„Der Solarflachziegel ist größer als andere Produkte am Markt“, sagt Münzberg. Das beschleunige die Installation und ermögliche auch mehr Leistung auf der Fläche. Anschlüsse an Fenstern oder Schornsteinen können in beliebigen Maßen zugeschnitten werden. Der Einsatz eines Komplementär-Dachsteins entfällt.
Beim Aufbau eines Multi-Energiedachs wird zunächst als dichte, wasserführende Schicht über der Dämmung eine Lage preisgünstiges Trapezblech verlegt. Darauf werden Tragschienen montiert, in die die Glasdachziegel eingehängt werden. Dafür haben die Module an der Unterkante der Rückseite eine aufgeklebte Schiene. An der Oberkante überlappt das nächste Modul und drückt das untere Modul herunter. Dadurch, dass die Solarziegel seitlich nicht überlappen, sondern nur bis auf einen Millimeterabstand zusammengeschoben werden, kann etwas Wasser durchdringen und auf dem Trapezblech ablaufen.
Die Unterkante des Dachs und die quer zu den Hochsicken verlaufenden Tragschienen sind gelocht und luftdurchlässig. Erwärmt sich nun die Luft unter den Modulen bei Sonneneinstrahlung, zieht diese zwischen den Hochsicken Richtung Dachfirst und wird dort in einem Sammelrohr aufgefangen. Sobald die Temperatur mindestens ein Kelvin über der Umgebungstemperatur liegt, lohne es sich, den dort integrierten Rohrventilator anzuschalten und die warme Luft zur Wärmepumpe zu blasen, so Münzberg.
Schnelle Montage, geringes Gewicht
Das Konzept sei von der Technischen Hochschule Köln getestet und vermessen worden, berichtet Guido Schumacher, CFO und Gesellschafter von Paxos Solar. Die dort eingesetzte Wärmepumpe habe über das Jahr 20 Prozent weniger Energie benötigt als das Vergleichsgerät ohne die zusätzliche Wärmegewinnung. Dabei wurde die erwärmte Luft direkt in das Ansaugrohr der Wärmepumpe eingeblasen, die zudem auf kurzem Wege unter dem Dach verbaut war. Für längere Wege können gedämmte Wickelfalzrohre oder Edelstahlrohre genutzt werden.
Interessenten können das Komplettsystem inklusive Mess- und Steuertechnik direkt bei Paxos anfragen. Das Unternehmen baue derzeit Partnerschaften mit geschulten Dachdeckern auf. Die Kosten für einen Quadratmeter Solarflachziegel mit Trapezblech und Befestigungsschienen liegen bei 260 Euro, sagt Schumacher. Ein Kilowattpeak entspreche somit einem Materialwert von 1.400 Euro. Die ersten Installationen bei Kunden zeigten, dass die Montage eines Multi-Energiedachs nur etwa die Hälfte der Zeit benötige, die ein Dachdecker normalerweise für Dacheindeckung und Aufdach-Montage braucht. Auch Gewicht wird eingespart. Das Dach wiege 31 Kilogramm pro Quadratmeter und sei selbst mit Photovoltaik leichter als übliche Betondachsteine allein.
Neben dem schwarzen Flachziegel sind bei Paxos für denkmalgeschützte Gebäude auch Photovoltaik-Bieberschwanz-Dachziegel erhältlich. Gebäude, bei denen es nur auf die generelle Optik ankomme, könnten mit dem sogenannten Performance-Bieber und thermischem Unterbau realisiert werden. Bei strenger geschützter Bausubstanz käme ein kleinerer solarer Bieberschwanzziegel ohne wärmeführende Schicht zum Einsatz.
„Das Interesse gerade von Besitzern denkmalgeschützter Gebäude an unseren Dachziegeln ist hoch“, sagt Schumacher. Sein Unternehmen hat sich vorgenommen, im Laufe des nächsten Jahres etwa 200 Dächer solar einzudecken. Das weitere Wachstum wird aktuell über eine Crowdinvest-Kampagne finanziert, bei der in den nächsten 80 Tagen möglichst 1,2 Millionen Euro zusammenkommen sollen. Der Einstieg sei ab 100 Euro möglich, Investoren mit mehr als 25.000 Euro erhielten Unternehmensanteile.
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