Mitte 2023 hat der bayerische Landtag das neue Denkmalschutzgesetz des Freistaats verabschiedet, das den Bau von Photovoltaik-Anlagen und Windrädern an oder in der Nähe von Bau- und Bodendenkmälern erleichtert. Voraussetzung dafür ist die Denkmalverträglichkeit des Projekts und dessen denkmalgerechte Einpassung in das Gesamtensemble einer Kommune. Wie das aussehen kann, zeigt die katholische Gemeinde St. Karl Borromäus im Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Dort wird nach Angaben der katholischen Stadtkirche Nürnberg gerade das größte Solardach auf einer denkmalgeschützten Kirche in Bayern gebaut. Auf der Nord- und Südseite des rund 800 Quadratmeter großen Kirchendachs werden dafür insgesamt 1233 Module und 4600 Meter Kabel verlegt.
Um eine Genehmigung des Landesamt für Denkmalpflege in München für die 123-Kilowatt-Anlage zu bekommen, musste die Gemeinde nach Wegen suchen, die Außenansicht auf die Kirche nicht allzu stark zu verändern. Das gelang mit Modulen der Firma Prefa: Ein Blechdach mit integrierter Photovoltaik-Anlage wird künftig die ursprünglichen asbest-belasteten schwarzen Schindeln ersetzen. „Die Farbe und Höhe der Module entspricht optisch den Schindeln und ist damit denkmalgerecht“, so Josef Weber. Der Architekt und Stadtplaner vertritt die Kirchenverwaltung und ist Ansprechpartner für das Großprojekt.
Weiterer wichtiger Aspekt ist das Gewicht. „Unsere Dachplatten wiegen ungefähr 13 Kilogramm pro Quadratmeter. Andere wiegen auf die Fläche im Schnitt zwischen 60 und 70 Kilogramm. Das ist ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Statik geht“, so Prefa-Projektleiter Holger Voit. Die Anlage auf St. Karl ist für das Unternehmen das bisher größte Projekt. Halten soll die Anlage laut Leistungsgarantie mindestens 25 Jahre, auf Material und Farbe gewährt der Hersteller 40 Jahre Garantie.
Der Solarstrom soll nach Inbetriebnahme im ersten Schritt die Kirche, den angrenzenden Kindergarten, das Pfarrhaus, den Pfarrsaal und die 38 benachbarten Wohneinheiten, die zur Kirchenstiftung St. Karl gehören, versorgen. Dabei steht den Mietern der Wohnanlage frei, ob sie den Solarstrom beziehen möchten. Der Überschuss wird gespeichert, bei vollen Speichern wird der Strom eingespeist, so die Stadtkirche. Die Montagezeit nutzt die Gemeinde übrigens gleich für weitere Arbeiten wie das Abdichten der Fenster und das Reinigen der Fassade.
Mit Gesamtkosten von etwa 1,6 Millionen Euro rechnet die Kirchenstiftung Sr. Karl. Demnach werden auf die Photovoltaik-Anlage samt Zuarbeiten etwa ein Drittel der Kosten entfallen – allein das Blechdach mit den Modulen kostet etwa 310.000 Euro. Das übrige Geld fließt in die Sanierung. Für den sogenannten denkmalpflegerischen Mehraufwand unterstützt der Freistaat Bayern die Solaranlage mit etwa 320.000 Euro. 65 Prozent der restlichen Sanierungskosten will das Erzbistum Bamberg übernehmen.
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