Der Geschäftsführer des Photovoltaik-Installationsunternehmens aus Oberschleißheim scheint seit Mitte Juli verschwunden zu sein und mit ihm der gesamte Geschäftsbetrieb von Go Solar. Zurück bleiben Kunden, die bereits eine Anzahlung geleistet haben, nun aber keine Photovoltaik-Anlage samt Speicher bekommen. Das Betrugsdezernat der Kripo München soll bereits ermitteln.
Seit dem 20. Juli häufen sich auf der Plattform „Trustpilot“ die Einträge von Kunden, die bei der Go Solar GmbH ein Photovoltaik-Komplettsystem bestellt haben, nun jedoch keinen Kontakt zwecks Installation oder Inbetriebnahme mehr zu der Firma aufnehmen können. Auf Anrufe und Mails werde nicht reagiert. Auch die Website sei nicht mehr erreichbar.
pv magazine erreichten seither bereits mehrere Hinweise von augenscheinlich geprellten Kunden. Sie waren auf das Angebot von Go Solar eingegangen und hatten ein Komplettsystem aus Photovoltaik-Anlage mit 11 Kilowatt Leistung sowie einem Speicher mit 10 Kilowatt Leistung und Hybrid-Wechselrichter bestellt. Alles – also inklusive Montage, Inbetriebnahme und Versicherung – bot Go Solar den Kunden für 16.999 Euro an. Die Komponenten sollten dabei von Viessmann kommen, also einem namhaften Anbieter, wie in einem pv magazine vorliegenden Angebot zu sehen ist.
Aus dem Angebot geht auch hervor, dass Go Solar eine Anzahlung von den Kunden verlangte. Insgesamt waren drei Raten vorgesehen. Die erste Zahlung von 40 Prozent oder fast 6800 Euro wurde so bereits mit der Auftragserteilung fällig. Die nächsten 40 Prozent verlangte Go Solar nach der Dachmontage der Anlagen und die restlichen 20 Prozent sollten die Kunden nach der Inbetriebnahme zahlen. Bei Vorkasse versprach das Unternehmen den Kunden nochmals drei Prozent Skonto auf den Gesamtpreis.
Die Kunden berichten nun, dass sie zwar Anzahlungen geleistet haben, jedoch die Firma nicht mehr erreichen. Sie warten vergebens auf die Installation ihrer Anlage oder auch deren Inbetriebnahme. Unter anderem der „Münchner Merkur“ berichtet, dass die Gelder innerhalb eines Firmengeflechts verschoben wurden. Eine zentrale Rolle spielte dabei wohl die Deep Holdings GmbH, die im August 2023 gegründet wurde. Im September 2023 erfolgten zudem die Gründungen der Go Solar Electrics GmbH und der Go Solar Heat GmbH. Bei allen findet sich derselben Namen beim Geschäftsführer, der nur bei der Deep Holdings im Dezember wechselte. Beim Nachfolger soll es sich um den Sohn des nun offenbar ins Ausland verschwundenen Geschäftsmannes handeln.
Mehrere Kunden sollen bereits Anzeige bei der Kriminalpolizei München erstattet haben. Das dortige Betrugsdezernat soll die Ermittlungen aufgenommen haben. Eine offizielle Anfrage dazu von pv magazine bei der Polizei München befindet sich derzeit noch in Bearbeitung.
Aktuell ist immer wieder vom erbitterten Preiskampf zu hören. Gerade bei den privaten Photovoltaik-Dachanlagen scheint es eine große Zurückhaltung der Kunden zu geben. Neue Aufträge sind Mangelware und angesichts der gestiegenen Zahl von Installationsbetrieben ist der Konkurrenzkampf entsprechend gewachsen – dass aber eine Firma offenbar komplett in der Versenkung verschwindet, ist dann doch ein extremer Fall.
Viessmann als von Go Solar angegebener Lieferant der Komponenten bestätigte indirekt den Fall. Auf Nachfrage von pv magazine erklärte das Unternehmen: „Wir möchten den Betroffenen geeignete und nach unserem aktuellen Kenntnisstand seriöse und zuverlässig arbeitende Solarteure beziehungsweise Handwerkspartner oder Montagefirmen vermitteln.“ Die Geschädigten sollten sich zur Vermittlung eines Fachpartners direkt unter der E-Mail-Adresse customer-care@viessmann.com melden. Viessmann benötige den Namen, die Anschrift sowie Telefonnummer samt Erreichbarkeit von den Kunden. Diese müssten zudem die Rechnung oder das Angebot mitschicken, aus dem der bestellte Lieferumfang hervorgeht. Desweiteren benötige Viessmann Informationen, in welchem Bauabschnitt sich die Anlagen befinden, also ob bereits Lieferungen oder Montagearbeiten erfolgt sind.
Dabei würden den Kunden möglichst zwei bis drei Installationsbetriebe in der Region empfohlen. „Wir sind gemeinsam mit den Handwerkspartnern bemüht, die Mehraufwendungen für Betroffene so gering wie möglich zu halten. Das heißt konkret, dass wir dem vom Betroffenen ausgewählten Handwerker die Hardware, die zum ursprünglichen Auftrag gehörte, zu günstigen Konditionen abgeben, damit er diese installieren kann“, heißt es von Viessmann weiter.
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